Unternehmen
Preiskampf zwischen deutschen Billigfluglinien
Neulinge vor Start
Köln - Zwischen den Billigfluganbietern in
Deutschland zeichnet sich noch vor dem Start der beiden Neulinge
Germanwings und Hapag-Lloyd Express ein harter Preiskampf ab. Die
zum Reisekonzern TUI gehörende Hapag-Lloyd Express kündigte am
Mittwoch an, sie werde von Köln aus ab Dezember Flüge zu
innerdeutschen wie europäischen Zielen ab 19,99 Euro pro Strecke
inklusive Gebühren und Steuern anbieten. Die TUI-Tochter unterbietet
damit deutlich den Streckenpreis von 29 Euro, den die mit Lufthansa
verbundene Germanwings verlangt. Germanwings fliegt ab Sonntag
ebenfalls von Köln-Bonn aus zu europäischen Zielen. Hapag-Lloyd Express wird zwar nur mit vier statt der bisher
geplanten acht Flugzeuge starten, kündigte aber an, schnell wachsen
zu wollen. Der weltgrößte Touristikkonzern TUI hat sich zum Ziel
gesetzt, binnen kurzer Zeit die Marktführerschaft bei Billigflügen zu
erreichen.
Komplettpreise
Auf den bevorstehenden Markteinstieg von Germanwings hatte zuvor
bereits die Deutsche BA reagiert, indem sie die Grundpreise für die
Konkurrenzstrecke zwischen Köln und Berlin auf bis zu zehn Euro
senkte. Zu diesem Grundpreis kommen noch elf bis 15 Euro für Steuern
und Gebühren hinzu. Hapag-Lloyd Express und Germanwings dagegen
berechnen ihre Preise als Komplettpreise. Germanwings fliegt nach Barcelona, London-Stansted, Madrid,
Mailand-Malpensa, Nizza, Paris-Charles de Gaulle, Rom, Wien, Zürich
und Berlin-Tegel. Am Germanwings-Mutterkonzern Eurowings ist die
Lufthansa mit knapp 25 Prozent beteiligt.
Hapag-Lloyd Express wird ebenfalls von Köln-Bonn aus Flüge nach
Hamburg, Berlin, London-Luton, Mailand-Bergamo, Venedig, Neapel und
Pisa anbieten, kündigte Vorstandschef Wolfgang Kurth an. Die Strecke
Köln-Berlin übernehme die neue Billigfluglinie vom
Kooperationspartner Germania, die Preise würden künftig von
Hapag-Lloyd Express festgesetzt. Die Germania-Strecke
Frankfurt-Berlin bleibe davon unberührt.
Bereits im kommenden Frühjahr sollen neue Strecken und weitere
Flugzeuge hinzukommen, kündigte Kurth an. Für das erste Jahr erwarte
er 1,3 Millionen Passagiere. Bis Ende 2003 werde die Flotte
voraussichtlich auf zwölf Flugzeuge anwachsen. Auch Mietwagen, Hotels
und Versicherungen wolle Hapag-Lloyd Express bald im Internet
anbieten. Schwarze Zahlen solle das Unternehmen in drei Jahren
schreiben.
Auch über Reisebüros
Ein Vorteil für Hapag-Lloyd Express sei, dass die Flugscheine ab
Ende November auch über Reisebüros zu buchen seien, sagte Kurth. Er
gehe davon aus, dass zumindest in der Anfangszeit mehr als die Hälfte
der Kunden ihren Flug in Reisebüros reservieren würden. Sie müssten
dann wie bei der Buchung über ein Callcenter einen Aufschlag von
07,50 Euro für die Dienstleistung bezahlen. Üblicherweise lassen sich
Tickets für Billigfluglinien nur über Internet oder per Telefon über
Callcenter bestellen.
Online-Verkauf ausbaufähig
Derzeit buchen in Deutschland nach den Worten Kurths insgesamt nur
etwa vier bis neun Prozent der Fluggäste ihre Tickets online, während
die Internet-Quote bei Billigfluglinien wie der irischen Ryanair und
der britischen Easyjet bei rund 90 Prozent liegt. (APA/Reuters)