Kilometerlang Wolkenkratzer, Strände, Autobahnen und Fünfsternehotels: In Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), wo man vor 40 Jahren noch von Dattelpalmen, Fischen und Wasser lebte, brachte das Öl ganz andere Früchte. Eine dieser Früchte ist seit geraumer Zeit ein florierendes Geschäft mit Informationstechnologie (IT).Größte IT-Messe im arabischen Raum Während diesbezüglich in der restlichen Welt Ernüchterung nach dem großen IT-Boom herrscht, verbreiten das historische Handelszentrum Dubai und seine Regierenden Gründerzeitstimmung. Von "Emerging Markets" ist andauernd die Rede auf der Gitex Dubai (Gulf IT Exposition), der in der Vorwoche zu Ende gegangenen größten IT-Messe im arabischen Raum, obwohl nach einer Analyse des Magazins Arabic Computer News (ACN) die erwarteten Steigerungsraten wegen "globaler Events" von zweistelligen Zahlen auf unter zehn Prozent heruntergeschraubt werden mussten. Topkonzerne fanden sich ein Mit Ausnahme einiger finanziell gebeutelter Unternehmen wie den Serverhersteller Sun fanden sich weltweit agierende Topunternehmen ein, darunter Intel, Acer, Microsoft, Hewlett Packard (HP), Toshiba, Canon oder Siemens. Insgesamt waren es 600 Aussteller, die 1500 Unternehmen aus 37 Ländern präsentierten. Herbert Köck, Leiter des Bereichs Editing und Printing bei HP, unterstreicht die Bedeutung der Messe als "wichtige Drehscheibe für den arabischen Sprachraum." Im Nahen Osten gebe es derzeit eine rund acht Prozent höhere Wachstumsrate als in Westeuropa, die PC-Dichte in den Haushalten betrage erst rund zwölf Prozent im Vergleich zu 38 Prozent in Europa - Raum für Wachstum. Höchste Handydichte der Welt Erst in den 80er-Jahren wurden in den Emiraten flächendeckend Telefonleitungen installiert. Heuer ist die aus sieben Emiraten bestehende Föderation unter den Ländern mit der höchsten Handydichte der Welt und hat die meisten Internetuser in den arabischen Ländern (160 von 1000, gefolgt von Libanon und Quatar mit 75). "Als Partner geschätzt" Für die kleine finnische, auf Infrastruktur und mobile E-Services spezialisierte Firma SmartTrust, zu deren Kunden u. a. der britische Mobilfunkbetreiber Vodafone zählt, war die heurige Gitex eine Premiere. Der regionale Bereichsleiter Pekka Lemettinen konstatiert hier einen ähnlichen Hype wie vor zwei Jahren in Asien. Trotz genereller Markt-unsicherheiten und Turbulenzen sei die Haltung "eher positiv. Wir glauben, dass vor allem skandinavische und europäische Unternehmen als Partner geschätzt werden." Lokalkolorit in die internationale Atmosphäre der Gitex brachte der Messestand Seiner Exzellenz General Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, Kronprinz von Dubai und Verteidigungsminister der Vereinten Arabischen Emirate, der seine eigene Website vorstellte. Palmtop "Al-Muhaffiz" Ein spezieller Palmtop ("Ein wahrer täglicher Begleiter für ein gläubiges islamisches Leben") heißt Al-Muhaffiz , listet Gebetszeiten für 1000 Städte der Welt auf und beinhaltet u.a. einen Kompass als Mekka-Richtungsanzeiger und den kompletten Koran in Arabisch und Englisch. Bin Rashid Al Maktoum propagiert auch heftigst die im Oktober 2000 eröffnete Dubai Internet City (DIC) und die im Februar 2001 installierte Dubai Media City, einen nahe dem Strandareal gelegenen Stadtteil, in dem Unternehmen Infrastruktur angeboten wird, um innerhalb wenige Tage mit ihrem Geschäft beginnen zu können. Der Hauptanreiz: Die Freihandelszone, die den Unternehmen 100-prozentige Steuerfreiheit bietet.(Doris Krumpl/Der Standard, Printausgabe vom 24.10.2002)