Werbung ist in den vergangenen Jahren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Alois Schober, Geschäftsführer von Young & Rubicam Vienna, rät denn auch, Werbung ernst zu nehmen. "Unser größter Etat ist 180 Mill. Schilling (13,08 Mill. Euro) groß. In Österreich ist die Werbung ein 18 Milliarden-Schilling Markt - mit Direktmarketing sogar wesentlich mehr. Dabei ist Österreich nur drei Prozent von Europa. Und weltweit ist das ein Multi-Milliarden-Dollar-Business. Werbung ist eine Schnittstelle zwischen Kunst und Business, ein beinhartes und hochintelligentes Geschäft", so Schober am Mittwoch Abend bei einem Vortrag in Wien."Werbegelder gehen zum Fenster raus" Allerdings wird auch das Geschäft mit der Werbung risikoreicher. "90 Prozent aller Kommunikation funktioniert nicht mehr. Werbegelder gehen zum Fenster raus. Die Kernfrage lautet, warum ist es schwierig geworden zu kommunizieren." Schober macht dafür Informationsflut, Informationsdruck und - damit einhergehend - das beschränkte Merkvermögen verantwortlich. "Um wahr genommen zu werden, muss man sich was einfallen lassen. Am wichtigsten sind dabei Ideen. Mut in der Werbung wird zum Wirtschaftsfaktor, unmutige Werbung ist fast immer schlecht." 150.000 TV-Commercials werden pro Jahr weltweit produziert, zwei Prozent davon schaffen es an die Spitze, so Schober, der heuer Jury-Mitglied beim Werbefestival in Cannes war. "Die Codierung beginnt schon früh bei Kindern" Zwei Megatrends konstatiert der Agenturchef: Globalisierung und Massenindividualisierung. "Wir stehen am Anfang einer Kommunikationsrevolution. Fusionen werden auch die Werbebranche bestimmen, und auf Dauer kann man nur mit Marken Geschäft machen. Marken schaffen Individualität und sie definieren den Wert eines Unternehmens. Der Trend zur Marke ist sehr stark. Die Codierung beginnt schon früh bei Kindern." Als Beispiel nannte Schober den Textilkonzern Hennes & Mauritz. "Ein optisches Kürzel, eine exklusive Stimme, Warenkunde und Information gepaart mit Ehrlichkeit" Young & Rubicam hat in der Vergangenheit unter anderem die Milka-Kampagne von Jakobs-Suchard oder Merkurs "Anonym" betreut. Milka führte Schober denn auch als Beispiel für einen gelungenen Markenauftritt an. "Milka hat in Österreich 87 Prozent Bekanntheit. Das ist der höchste Markenwert in diesem Land. 160 Millionen Tafeln der Schokolade werden im Jahr verkauft." Der "Anonym"-Sager "Es ist verdammt hart, der Beste zu sein" kommt auf 79 Prozent Bekanntheit. Erfunden wurde der virtuelle Charakter vor 13 Jahren. Das Konzept: "ein optisches Kürzel, eine exklusive Stimme, Warenkunde und Information gepaart mit Ehrlichkeit". Der Umsatz der Lebensmittelkette ist seit damals von 13 auf 16 Mrd. S gestiegen. "Gigantische Geschichte" Als "gigantische Geschichte" bezeichnete Schober auch die Palmers-Kampagne der Konkurrenzagentur Lowe/GGK. Dort gibt es zwar keinen Sager, die Werbung ist aber "optisch so klar codiert", dass sie jeder erkennt. "Wenn ich heute eine Nackte auf einen Mazda setze, ist das bescheuert, wenn ich sie optisch anmutend in Palmers-Unterwäsche stecke, habe ich eine Heilige als Hure, und es funktioniert", so der Kreative. Palmers sei aber auch ein Beispiel dafür, dass bei Werbekampagnen auf kulturelle Unterschiede geachtet werden müsse. "Wenn man die Palmers-Kampagne in den USA macht, dann gibt es Autounfälle und einen Volksaufstand. Es steigen zwar auch die Verkaufszahlen, aber da liegen Welten dazwischen." Waschmittelwerbung - "Das ist rausgeschmissenes Geld" Kein gutes Haar lässt Schober an der Waschmittelwerbung, die seiner Meinung nach nicht funktioniert. "Das ist rausgeschmissenes Geld. Was derzeit läuft, ist eine Beleidigung der Hausfrauen und Konsumenten - nicht zuletzt deshalb stellt Procter & Gamble ja sein Agentursystem um." Ähnlich hart beurteilt der Young & Rubicam-Chef die Wahlkampf-Kamgagnen der politischen Parteien. "600 Mill. S für schwache Werbung - es ist grenzgenial, was da verpulvert wurde." (APA)