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Der Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer glaubt eine wesentliche Ursache für den Niedergang des Neuen Marktes gefunden zu haben, die bislang von Wirtschaftsmedien ignoriert worden sei. Seine "vergleichenden Studien" ergaben, dass die Verlierer der New Economy fast durchweg eine Gemeinsamkeit besessen hätten: Peinliche Firmennamen aus germanisiertem Englisch ("Denglisch"). Krämer verfasste eine Liste von 47 Pleitefirmen, die wegen geschäftlichen Misserfolges aus dem Neuen Markt ausgeschieden sind. Darunter Unternehmen wie die "Lobster Network Storage AG", die "Feedback AG", die "Comroad AG", die "Ebookers" und "Sunburst Merchandising AG". Angeberei Krämer, der auch Vorsitzender des Vereins für Deutsche Sprache ist , hält die Anglizismen-Flut für Angeberei: "Es ist peinlich, wie wir uns anbiedern und die deutsche Sprache zerstören. Manager, Werber und PR-Macher wollen sich wohl den Anschein des Weltbürgertums geben". Dabei gäbe es eine einfache Lektion aus dem Desaster der Internetwirtschaft: "Redet so, wie eure Kunden reden", fordert Krämer. Irgendwann würden die Führungskräfte der "Informationstechnikfirmen" merken, dass ihre pubertäre "Streamer-Proxy-Cache- und Dram-Sprache" nur eine begrenzte Wirkung entfaltet. Die Reaktionen der Öffentlichkeit seien ablehnend. Mit "Dummdeutsch" oder "Denglisch" würde man nur Nebelkerzen zünden und Kunden verprellen. Kunden wurden sprachlich nicht mehr erreicht War ein Grund für das Scheitern solcher Unternehmen wie Micrologica, Gigabell oder Kabel New Media vielleicht auch, dass sie ihre Kunden sprachlich nicht mehr erreicht haben, fragt Krämer. "Nach der Ekstase am Neuen Markt sitzen viele Neuanleger auf großen Verlusten. Was haben sie von dem Denglisch verstanden, in dem sich Firmen präsentiert haben, sekundiert von ebenso unverständlich kommunizierenden Emissionsbanken." Hier sei in hohem Maße eine unseriöse Informationspolitik auf Kosten der Kleinaktionäre betrieben worden, kritisiert der Professor. (pte)