Branchen ohne Timing e-fundresearch/Innsbruck: Herr Höpflinger, Sie sind Fondsmanager bei der HYPO-Tirol Invest und für den Golden Roof Branchen-Fonds zuständig. Wie sieht der Investmentansatz Ihres Fonds aus bzw. wie selektieren Sie Branchen? Roland Höpflinger: Der Investmentansatz ist ein reiner Branchenansatz. Einerseits heißt das: Kein Timing, also mindestens 95 Prozent Investment in Aktien. Andererseits ist die Benchmark der MSCI Welt mit seinen 10 Subbranchen, welche dann je nach Strategie gewichtet werden. Drittens haben wir eine ausgewogene Rendite/Risiko-Gliederung: Wir setzen nicht nur auf einzelne Branchen, sondern decken alle wichtigen Branchen weltweit ab. Gibt es überhaupt genügend Branchenfonds? e-fundresearch/Innsbruck: Wie gehen Sie nun bei der Auswahl der Branchen aus und wie kann man sich das Investmentuniversum innerhalb der einzelnen Branchen vorstellen? Finden Sie denn überhaupt genügend Fonds in gewissen Spezialbranchen? Roland Höpflinger: Das Universum ist inzwischen schon relativ breit geworden, Gott sei Dank! Branchenfonds sind in Österreich ja erst seit einigen Jahren erhältlich. In einzelnen Branchen, wie etwa bei den Versorgern, ist die Auswahl aber noch sehr beschränkt. Diese defensive Branche war vor ein paar Jahren, als die Börse gut gelaufen ist, nicht sehr gefragt. Demzufolge sind damals auch kaum Fonds auf den Markt gekommen. Generell gibt es aber genügend Fonds, um unsere Strategie umzusetzen. 2002: Ein negativ bewegtes Jahr e-fundresearch/Innsbruck: Wie hat sich der Fonds bis dato entwickelt? Wie war etwa die Performance seit Jahresbeginn und warum sollte sich ein Investor gerade für den Golden Roof Branchen, und nicht für ein vergleichbares Produkt entscheiden? Roland Höpflinger: Dieses Jahr war leider ein negativ bewegtes Jahr, trotzdem waren wir etwa besser als die Benchmark., also MSCI Welt in Euro. Seit Ende 2001 bis Ende September 2002 war der Fonds knapp 50 Basispunkte besser als MSCI Welt, der rund 33 Prozent verloren hat. Wichtig bei der Veranlagung ist sicher die Wahl des gewünschten Investmentansatzes, also Regionen- oder Branchenansatz. Unser Fonds hat einen klaren Branchenansatz mit einem tendenziell voll investiertem Portfolio. Weiters hat der Kunde eine klare Benchmark. Länder- oder Branchenansatz: Wer war besser? e-fundresearch/Innsbruck: Ihr Haus verwaltet ja auch einen vergleichbaren Fonds, der aber einen strikten Länder bzw- Regionenansatz fährt. Wie stellt sich hier der Vergleich dar? Was lief bzw. läuft besser? Roland Höpflinger: Heuer war der Branchenbereich teilweise sehr, sehr schwer. Über den Sommer war die Branchenrotation extrem stark: Die Investoren sind nur sehr kurz in den einzelnen Branchen geblieben. Im Länderbereich war etwa der Wechsel zwischen Growth und Valuenicht so stark und deswegen haben Länderfonds sich in diesem Jahr auch besser entwickelt. Generell nimmt die Bedeutung der Branchensegmentierung aber zu und es läßt sich damit längerfristig eine sehr gute Performance erzielen. Energie und Finanzdienstleister als Favoriten e-fundresearch/Innsbruck: Welche Branchen favorisieren Sie derzeit bzw. was meiden Sie und warum? Roland Höpflinger: Wir haben aktuell die Bereiche Energie und Finanzdienstleister übergewichtet. Der hohe Ölpreis sollte den Energiewerten helfen und die günstige Bewertung spricht für eine Investitionen im Finanzbereich. Hier sprechen wir aber nicht von Banken oder Brokern, sondern eher von Immobilien, Versicherungen oder Finanzdienstleistern im weiteren Sinn. 2003: Growth sollte wieder besser laufen e-fundresearch/Innsbruck: Wie sieht Ihre Investmentstrategie für das laufende Quartal aus und was erwarten Sie an den Weltbörsen im Jahr 2003? Roland Höpflinger: Derzeit sind wir über alle Branchen gemischt ausgerichtet. Wir haben also keine Neigung für Value- oder für Growth-Branchen und erwarten, dass die hohen Volatilitäten an den Weltbörsen bis Jahresende etwas zurückgehen werden. Sobald sich die wirtschaftliche Situation dann weiter stabilisiert hat, sollten Growth-Branchen wie Technologie oder zyklischer Konsum wieder besser laufen. Die richtige Subfondselektion spielt dann weiterhin einen wesentlichen Punkt, weil der Performancebeitrag aus der richtigen Wahl der Subfonds genauso wichtig ist wie die richtige Branchengewichtung. e-fundresearch/Innsbruck: Vielen Dank für das Gespräch! Das gesamte Interview finden Sie als Audio/Video unter http://www.e-fundresearch.at/cgi-bin/show_article/2134