Österreich
Falscher Arzt behandelt hunderte Privatpatienten
Urteil lautet drei Jahre Haft
Traunstein - Ein falscher Arzt aus Bayern wurde wegen
der Behandlung Hunderter gutgläubiger Patienten zu drei Jahren
Gefängnis verurteilt. Das Traunsteiner Landgericht sprach den
gelernten Bürokaufmann am Montag des 385fachen Betruges schuldig.
Außerdem stellte die sechste Strafkammer sieben Fälle von
Urkundenfälschung fest. Der 46-Jährige hatte für sein Medizinstudium,
den Doktortitel an der Universität Graz und für die Zulassung als
Arzt eine Reihe von Dokumenten gefälscht. In einer Privatpraxis in
Bad Reichenhall behandelte er danach Hunderte von Kranken. Das nach
zwei Prozesstagen gesprochene Urteil ist rechtskräftig. Die Spezialität des falschen Arztes war das Einsetzen von
Hormonpräparaten bevorzugt bei Frauen in den Wechseljahren. Der vor
seinem Studium zeitweise in der Schlachterei seiner Eltern als
Metzger beschäftigte Mann hatte am ersten Verhandlungstag ein
Teilgeständnis abgelegt. Es sei ihm bekannt gewesen, dass die
Studienkommission an der Universität Graz seinerzeit mit der
Anerkennung des Medizinstudiums recht großzügig umging. Um möglichst
rasch als Arzt beginnen zu können, habe er daher einige Urkunden
zurückdatiert, hatte der Angeklagte eingeräumt.
Gefälschte Zeugnisse
Der Beweisaufnahme zufolge gelang es dem Bürokaufmann, die ersten
beiden Abschnitte des Medizinstudiums zwischen 1994 und 1996 zu
durchlaufen, ohne auch nur eine einzige Vorlesung besucht zu haben.
Um das dritte Rigorosum zu schaffen, legte er gefälschte Zeugnisse
über angebliche Prüfungen an zwei Salzburger Kliniken vor.
Der Staatsanwalt und die Verteidigung hatten in ihren Plädoyers
übereinstimmend drei Jahre Haft für den 46-Jährigen gefordert. Beide
Parteien erklärten nach dem Urteilsspruch, auf Rechtsmittel zu
verzichten. (APA)