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Hilde Zach, Innsbrucks neue Bürgermeisterin, hat noch vor ihrem heutigen Amtsantritt erste politische Sorgen. Und zwar mit der eigenen Gemeinderatsfraktion. Manche sagen auch wegen ihres Vorgängers, des neuen Tiroler Landeshauptmanns Herwig van Staa

Foto :APA/Großruck
Innsbruck - Innsbruck hat den ersten weiblichen Bürgermeister einer Landeshauptstadt Österreichs. In einer Sondersitzung des Gemeinderates wurde am Mittwochnachmittag Hilde Zach (60) zur Nachfolgerin von Herwig van Staa gewählt, der am vergangenen Samstag das Amt des Landeshauptmannes übernommen hatte. In der geheimen Wahl erhielt sie 30 der 40 möglichen Stimmen. Erste weibliche Bürgermeisterin einer Landeshauptstadt Mit der 60-jährigen bisherigen Vizebürgermeisterin Hilde Zach hat Innsbruck als erste österreichische Landeshauptstadt eine Frau als Bürgermeister erhalten. Zach löste Herwig van Staa ab, der am Nationalfeiertag zum Landeshauptmann gewählt worden war. Zach wurde am 25. August 1942 in Hall bei Innsbruck geboren. Ihre Mutter stammte aus einer mit 16 Kindern gesegneten Haller Salinenarbeiterfamilie. Die Eltern Josef Zach (er kam mit 13 Jahren als Lehrbub von Bayern nach Hall) und Mathilde Ebenbichler lernten einander als Lehrbub und Lehrmädchen kennen und hatten später als Eheleute die Möglichkeit, einen Betrieb in Hall von ihrem Lehrherrn zu übernehmen. Sie selbst ist das mittlere von drei Kindern. Die Schwester ist heute Wirtin im Leipziger Hof in Innsbruck, der Bruder erbte den elterlichen Metzgereibetrieb in der Innenstadt. Die Liebe zur Musik und zum Theater stammen vermutlich von ihrer Mutter. Nach dem Besuch der Volks-, Haupt- und Handelsschule (im Internat in Feldkirch) holte Hilde Zach später neben der Berufstätigkeit die Matura im Abendstudium nach. In der Handelsschule war sie immer Vorzugsschülerin. Ihren Wunsch, auf eine höhere Schule zu gehen und Lehrerin zu werden, goutierte der Vater allerdings nicht, weil er der Meinung war, "dass sich das nicht auszahlt, weil die Madeln eh wegheiraten. Alle mussten wir die Metzgerlehre machen und im Geschäft mitarbeiten, mein Bruder hatte das männliche Privileg, die Handelsakademie besuchen zu dürfen." Mit 18 Jahren kam Zach nach Innsbruck. Ihre Eltern hatten 1956 die Bombenruine "Weiß", das Eckhaus am Bozner Platz/Wilhelm-Greil-Straße erworben. 1990 wurde sie Wirtschaftsbundobfrau in Innsbruck. Die kaufmännische Ausbildung bekam sie im elterlichen Betrieb, dort hatte sie 20 Jahre eine Führungsposition inne. Zach ist Inhaberin einer gastronomischen Vollkonzession und führte den Betrieb "Zach am Markt", den sie heute verpachtet hat. Zwei schwere Schicksalsschläge kennzeichneten ihr bisheriges Leben: Mit 30 Jahren, kurz vor der Heirat, der tödliche Unfall ihres Verlobten, Josef Norz - und vor fünf Jahren die Krebserkrankung, die sie nun hofft, überwunden zu haben. Seit 20 Jahren lebt Zach in Lebensgemeinschaft mit einem Innsbrucker Arzt. 1994 wurde der VP-Parteirebell Herwig Van Staa mit seiner Liste "Für Innsbruck" Bürgermeister, Zach amtsführende Stadträtin. Seit der Gemeinderatswahl 2000 war sie 1. Bürgermeister-Stellvertreterin mit den Ressorts Kultur, Erziehung, Bildung und Gesellschaft, Frauen, Familien und Senioren, Kinder- und Jugendförderung. Für Kultur und Finanzen verantwortlich Zach wird wie bisher bereits für Kultur verantwortlich sein. Außerdem erhält die frühere Vizebürgermeisterin die Finanzagenden. Sie ist die dritte Bürgermeisterin einer Tiroler Gemeinde. Bei ihrer Wahl zur ersten Vizebürgermeisterin im Jahr 2000 hatte sie 37 Stimmen erhalten. Zu ihrem ersten Stellvertreter wurde mit 26 Stimmen der bisher für Wirtschaft zuständige Stadtrat Michael Bielowski gewählt. Im Stadtrat rückte die Tilak-Managerin Christine Oppitz-Plörer für den Bereich Bildung, Gesellschaft und Familie nach. Im Innsbrucker Stadtrat haben damit in Zukunft die Frauen die Mehrheit. Im Gemeinderat der Landeshauptstadt stellen die ÖVP-Listen die absolute Mehrheit. 16 der 40 Sitze entfallen auf die Bürgermeisterliste "Für Innsbruck", fünf auf die Stadt-ÖVP, ein Mandat hält der VP-Seniorenbund. Die SPÖ, die der Koalition zwar nicht angehört, aber ein Ressort in der Stadtverwaltung inne hat, stellt fünf Gemeinderäte, ebenso wie die Grünen. Die FPÖ hat drei Gemeinderäte. Jeweils zwei Sitze entfallen auf die Namensliste des früheren SP-Vizebürgermeisters Norbert Wimmer und des früheren FP-Chefs Rudi Federspiel, ein Sitz auf die Namensliste des FCG-Gewerkschafters Karl Braun. Zach würdigte in einer kurzen Rede unter anderem die Verdienste ihres Amtsvorgängers für Innsbruck. Sie wolle ein Ohr bei den Bürgern haben. Sie sei sich der Bürde und Würde des Amtes bewusst, sagte Zach. Die Angelobung der neuen Stadtchefin erfolgte noch in der Gemeinderatssitzung. Sie wurde durch den neuen Landeshauptmann und Amtsvorgänger Zachs, Herwig van Staa, vorgenommen. Van Staa selbst übt sein Gemeinderatsmandat vorerst weiter aus. Erst beim Budget-Gemeinderat im Dezember will er sich von dieser Funktion beurlauben lassen. (APA)