Frankfurt - Die Post will ihren Gewinn maximieren und
drückt auf die Kostenbremse: Filialen sollen geschlossen, Briefkästen
abgebaut und eine ungenannte Zahl frei werdender Stellen nicht wieder
besetzt werden. Mit der Umsetzung ihres "Wertsteigerungsprogramms
STAR" rechnet die Deutsche Post mit einer Gewinnsteigerung bis 2005
um 40 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro. Das gab Postchef Klaus Zumwinkel am
Donnerstag in Frankfurt bekannt.
Die großen Wertreserven des Konzerns sollen dafür aktiviert und
alle in den Bereichen Express und Logistik tätigen Konzernfirmen
unter dem Dach DHL integriert werden. "STAR" erfasse alle Bereiche
des Konzerns - Brief, Express, Logistik und Finanzdienstleistung -
und bestehe aus 115 Einzelprojekten.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Von dem Einsparprogramm sei nur ein geringer Teil der rund 380.000
Arbeitnehmer vor allem außerhalb Deutschlands betroffen, sagte
Zumwinkel. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. "Es
gibt kein generelles Stellenabbauprogramm." Das Unternehmen werde wie
bisher zur Produktivitätssteigerung die natürliche Fluktuation
nutzen.
In den nächsten zwei Jahren werden nach Einschätzung von Zumwinkel
etwa 1.000 Postfilialen in Deutschland schließen. Die 5.000
posteigenen Filialen seien allerdings nicht davon betroffen, sondern
lediglich Postagenturen. Derzeit gibt es in Deutschland rund 13.000
Postfilialen. Das Netz werde wie schon in den vergangenen Jahren
weiter an die Bedürfnisse angepasst. Dies gelte auch für die
Briefkästen. Wenn sich herausstelle, dass die Nachfrage fehle, werden
Briefkästen abgebaut. Zur Zeit gibt es in Deutschland 140.000
Briefkästen. Vermutlich werde es eine gewisse Reduzierung geben,
sagte Zumwinkel. Es sei jedoch sichergestellt, dass alle gesetzlichen
Vorgaben eingehalten werden.
Nachsendungen und postlagernde Sendungen nicht kostenlos
Nachsendungen und postlagernde Sendungen werden vom Jänner an
nicht mehr kostenlos sein: So wird ein Nachsendeauftrag über sechs
Monate nach Angaben der Post 14,80 Euro und für ein Jahr 24,80 Euro
kosten, für die Lagerung von Sendungen berechnet die Post künftig für
einem Monat 7,80 Euro und für drei Monate 9,80. Damit gleiche sich
die Post an Regelungen in anderen europäischen Ländern an, sagte
Zumwinkel.
Im Express- und Logistikgeschäft tritt die Post künftig weltweit
unter dem Markennamen DHL auf, unter anderem werden die Paketwagen
dieses Logo tragen. Die Namen Euro Express und Danzas verschwinden.
Die bisherigen Vorstandsmitglieder Peter Kruse (Express, Logistik)
und Uwe Dörken (Express) sollen den neuen Bereich gemeinsam führen.
DHL gehört zum Konzern Deutsche Post World Net und ist der weltgrößte
Expressdienstleister. DHL werde einen Umsatz von mehr als 30 Mrd.
Euro bündeln, sagte Zumwinkel. Die EU hat die Übernahme sämtlicher
DHL-Anteile bis Ende des Jahres genehmigt.
10 bis 15 Prozent verringertes operatives Ergebnis erwartet
Für dieses Jahr erwartet die Post ein gegenüber dem Vorjahr um
rund 10 bis 15 Prozent verringertes operatives Ergebnis. 2001 hatte
das Unternehmen einen Umsatz von 33,4 Mrd. Euro und einen Gewinn vor
Steuern auf 2,6 Mrd. Euro erzielt. In diesem Jahr wirkten sich
kräftige Einbußen im Briefgeschäft aus, der traditionell
einträglichsten Sparte.
Stark belastet wird der Konzerngewinn durch die fällige
Einmalrückzahlung der unerlaubten Beihilfe an die Bundesregierung in
Höhe von 850 Mill. Euro. Damit schrumpfe der Konzerngewinn in den
ersten neun Monaten auf 392 Mill. Euro. Der Jahresüberschuss, das
Ergebnis nach Steuern, lag im gleichen Zeitraum bei 1,3 Mrd. Euro und
damit etwa auf Vorjahresniveau. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel
wertete das Ergebnis angesichts der schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen als zufrieden stellend.(APA/dpa)