Rom - Der italienische Schauspieler Raf Vallone ist
am Donnerstag in einem
Krankenhaus in Rom im Alter von 86 Jahren verstorben. Der gebürtige
Kalabreser arbeitete erst als Journalist bei einer
kommunistischen Zeitung; nach dem Zweiten Weltkrieg begann
dann seine Schauspielkarriere gleich mit einem Knalleffekt: Regisseur Giuseppe De
Santis suchte 1949 für seinen Film "Riso Amaro" (Bitterer Reis) einen
Feldwebel. Der sinnliche Klassiker des Neorealismus machte nicht nur Kostar Silvana Mangano zu einer internationalen Berühmtheit,
sondern auch ihren Widerpart Vallone. 1954 wurde er in Cannes als "beliebtester Schauspieler Europas"
geehrt. Manchen Fans galt er damals als schönster Mann Italiens.
1916 in Tropea als Sohn eines
Rechtsanwalts und einer Adeligen geboren, dann Jura- und
Philosophiestudent, kam Vallone vor allem in der Rolle des aufrechten
Kämpfers für die Unterdrückten zu Filmruhm. So stritt er etwa 1950 als
Viehhirte für die Rechte seiner Familie ("Es gibt keinen Frieden
unter den Oliven") oder als Minenarbeiter auf klandestiner Arbeitssuche (Pietro Germis "Wege der Hoffnung").
Er spielte unter wichtigen Regisseuren - etwa unter Otto Preminger
("The Cardinal", 1963, "Rosebud", 1975), Marcel Carné
("Thérèse Raquin", 1953), Jules Dassin
("Phaedra", 1962) oder dem ebenfalls eben verstorbenen spanischen Realisten Juan Antonio Bardem
("La Venganza", 1957). Und er spielte
mit berühmten Partnerinnen, so mit Simone Signoret, Michele Morgan
und Maria Schell, die ihn für den deutschen Film entdeckte. "Liebe"
(1956) und "Rose Bernd" (1957) waren Vallones populärste deutsche
Produktionen.
Unvergessen auf der Bühne und im Film ist seine Interpretation in
Arthur Millers "Blick von der Brücke" (1961). Seitdem verband ihn
eine Freundschaft mit dem US-amerikanischen Schriftsteller.
Immer
häufiger war Vallone danach im Theater zu sehen, unter anderem in Giorgio Strehlers
"Piccolo Teatro" in Mailand. Manchmal übernahm er selbst Regie.
In
Francis Ford Coppolas "Der Pate, Teil III." (1990) blieb er dem
Hollywood-Kino treu, die RAI-Produktion "Michelangelo" zeigte ihn im
gleichen Jahr dem Fernsehpublikum, und in Peter Steins römischer
Shakespeare-Produktion "Tito Andronico" agierte er wieder am Theater.
1999 stand er für den Xaver Schwarzenberger-Film "Vino Santo" vor der
Kamera des Österreichers. (APA/AP/dpa/red)