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Symbol der Frauenbewegung: Frauenzeichen mit geballter Faust: Frauenpower!
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Am 4. November 1972 fand die erste Versammlung der Aktion Unabhängiger Frauen (AUF) in den Räumen des IZD (Internationaler Zivildienst) in der Wiener Schottengasse statt. 50 Frauen kamen und die Diskussion konzentrierte sich vorerst darauf, ob Männer ausgeschlossen werden sollten. Dieses Treffen gilt als Beginn der Autonomen Frauenbewegung in Österreich. StudentInnenrevolte 1968 Doch bereits drei Jahre davor existierte die Bewegung, die sich aus den enttäuschten Mitstreiterinnen der 68er-Revolution rekrutierten. Denn auch im linken Milieu der 68er wurden die Probleme der Frauen nicht beachtet. Sie waren nicht mehr als der berühmte "Nebenwiderspruch". Doch die Frauen wollten sich mit der vielzitierten Gleichberechtigung - die auch in der StudentInnen-Revolte nicht existierte (sie waren es, die bei Diskussionen Kaffee kochten und Flugblätter druckten, während die Männer "wichtig" politisch analysierten) - nicht mehr zufriedengeben, sondern eine tiefgreifende Veränderung sowohl auf der Bewusstseinsebene als auch in den Verhaltensweisen. Backlash nach dem Krieg Hierin ist auch das "Neue" der Frauenbewegung zu sehen, denn nach der ersten Frauenbewegung, die in Österreich ihr jähes Ende in Austrofaschismus und Nationalsozialismus gefunden hatte, waren die sozialen Rollen der Geschlechter erstarrt. Mehr als das: das Weiblichkeitsideal der 50er und 60er Jahre war mit seinem "Heimchen am Herd-Syndrom", der Super-Hausfrau-Mutti mehr als ein Rückschlag in die 30er Jahre. Frauen, die während des Krieges das ökonomische Funktionieren und danach als Trümmerfrauen den Aufbau des Staates maßgeblich betrieben hatten, wurden wieder in den privaten Raum verbannt. Der öffentliche musste ja für die heimkehrenden und nachrückenden Männer freigemacht werden. Arbeitskreise und Aktionen Der Ursprung der Frauenbewegung geht auf das Jahr 1969 zurück. Der "Arbeitskreis Emanzipation", bestehend aus linken Frauen und Männern, diskutierte über die "Demokratisierung der Beziehungen zwischen Mann und Frau". Ein Jahr später wurde der "Arbeitskreis Emanzipation der Frau" (AKE) in der Jungen Generation der SPÖ gegründet. In dessen Arbeitskreisen stand das Spannungsfeld Frau und Familie im Vordergrund sowie Aktionen zur Abschaffung des Paragrafen 144, die zuletzt ausschließliches Ziel des AKE waren. So kam es zur berühmten "Muttertags-Demonstration", die in allen Medien für unglaubliches Echo sorgte: Demonstration zum Muttertag "7. Mai 1971. Mehr als 130 Frauenrechtler und -rechtlerinnen ziehen zum Muttertag mit Pfannen und Kochlöffeln über die Wiener Mariahilfer Straße. Sie demonstrieren für die Gleichberechtigung und das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, gegen das Abtreibungsverbot und den Paragrafen 144." (ORF-Bericht) "... in der Nähe des Westbahnhofs ... sammeln sich ungefähr 50 jung Leute mit Transparenten und demonstrieren für die Gleichberechtigung der Frauen... Hier steht z.B.: 'Frauen, beginnt zu sein, vereinigt euch' oder 'Muttertag, Tag der Unterdrückung der Frau'. eine weiteres Plakat trägt die Aufschrift 'Selbstbestimmung über den eigenen Bauch'." (Radiobericht im Mittagsjournal) Der AKE, dem zu dieser Zeit auch Männer angehörten, hatte den Muttertag bewusst gewählt, um den "Widerspruch zwischer der Vergötterung der Mutterrolle und der Weiblichkeitsfigur einerseits und ihrer Unterdrückung und Unmündighaltung in der Gesellschaft andererseits", wie anhand des Abtreibungsgesetzes evident wird, aufzuzeigen. 1972 initiierte der AKE eine Tagung in Oberösterreich, die für die Gründung der autonomen Frauenbewegung in Wien ausschlaggebend sein sollte. Wiener, Salzburger, Tiroler und Schweizer Frauen tauschten ihre Erfahrungen aus und diskutierten Strategien einer Frauenbewegung: "Möglichkeiten zur Abschaffung des Paragrafen 144, Aktionen für eine breite Mobilisierung von Frauen, das Verhältnis von Frauenbefreiung und Klassenkampf sowie die Notwendigkeit einer autonomen, parteiunabhängigen Frauenbewegung". (Geiger/Hacker) AUF Dann ergriffen Mirl Ofner, Renate Fleißner, Renate Kohlbacher, Jane Wegscheider und Eva Kreisky von der Aktion und Emmy Scholl, Erica Fischer und Bodil Pedersen vom AKE die Initiative und gründeten eine parteiunabhängige Frauengruppe. "Angefeuert durch die Berichte aus der Schweiz beschlossen wir, dass es endlich auch in Wien so weit kommen sollte. Wir arbeiteten einige Thesen zur Frauenfrage als Diskussionsgrundlage aus. Mirl schrieb einen Artikel, warum wir ohne Männer arbeiten wollen, Emmy und Bodil entwarfen ein Organisationskonzept. Nach langem Nachdenken fanden wir auch einen geeigneten Namen für unsere neue Organisation - AUF (Aktion Unabhängiger Frauen)". (AUF, 1.10.1974) (dabu)