Graz - Im Grazer "Dom im Berg" findet zur Zeit eine seltene Kooperation zwischen Medizin und Kunst statt. Gleichzeitig mit dem internationalen wissenschaftlichen Kongress für "Tele-Dermatologie" zeigt der Grazer Medienkünstler Richard Kriesche seine Ausstellung "Tele-Leib". Dabei ist jedermann eingeladen, sich im felsigen Inneren des Schlossberges ein Bild von der Beschaffenheit der Außenhaut des Menschen zu machen.Im ersten Raum flimmern die Bilder Kriesches - wie jenes des Planeten der Muttermale - und Texte zu Bio-Kapitalismus und Bio-Körper von überdimensionierten Screens. Diese Screens sind für den Künstler auch ein Sinnbild des größten menschlichen Organs - der Haut. Denn wie Bildschirme, könne auch die Oberfläche der Menschen anzeigen, was sich im Inneren für Prozesse abspielen. Durch das Ablesen und Interpretieren von Hautveränderungen wird aber auch das Schreckgespenst vom so genannten gläsernen Menschen immer realer. Für Kriesche muss daher das Individuum selbst das Vorrecht des Ablesens seiner inneren Prozesse haben.
Umgesetzt wird dieses Recht im zweiten Teil der Ausstellung: Hier können Besucher hinter einer Stoffwand bei drei verschiedenen Stationen von Expertinnen der Tele-Medizin die Struktur und Lichtempfindlichkeit der eigenen Haut überprüfen lassen oder den Lichtschutzfaktor mitgebrachter Sommerkleider messen lassen.
Online-Expertise
Tele-Medizin ist vor allem für Menschen in entlegenen Regionen der Welt eine wesentliche Verbesserung der medizinischen Infrastruktur. Wie schnell und zuverlässig sie funktioniert, kann man anhand des eigens im Dom eingerichteten Bildlabors für Hautaufnahmen selbst erproben. Auf Wunsch schickt das Bildlabor etwa eine Aufnahme eines "verdächtigen" Muttermals online an das Landeskrankenhaus oder an die Kongressteilnehmer. Eine Stunde später wird der jeweilige Befund der Experten wieder an den Dom geschickt, wo man ihn persönlich abholen kann. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 11. 2002)