Peking - Nordkorea hat die südkoreanischen Streitkräfte
"schwerer militärischer Provokationen" im Gelben Meer und nahe der
militärischen Demarkationslinie beschuldigt. Elf südkoreanische
Marineschiffe seien in nordkoreanische Gewässer eingedrungen und
hätten "friedliche Fischerboote bedroht", meldete die nordkoreanische
Nachrichtenagentur KCNA nach einem Bericht der amtlichen chinesischen
Nachrichtenagentur Xinhua vom Mittwoch aus Pjöngjang. Unklar blieb das Ausmaß des Zwischenfalls. Xinhua schrieb, der
KCNA-Bericht "gab keine genauen Angaben über die Opfer auf beiden
Seiten". Die nordkoreanische Agentur habe Südkorea auch vorgeworfen,
ein gepanzertes Fahrzeug mit Geschützen sei im Osten in die
demilitarisierte Zone eingedrungen. Im vergangenen Juni hatten sich
beide Seiten ein Seegefecht geliefert, bei dem fünf südkoreanische
Soldaten getötet und vermutlich 30 Nordkoreaner ums Leben gekommen
oder verletzt wurden.
USA und China beraten über Nordkorea
China und die USA stimmen ihre Politik
gegenüber Nordkorea ab. Der amerikanische Sondergesandte James Kelly
nahm am Mittwoch im Pekinger Außenministerium zum zweiten Mal in nur
einem Monat Gespräche auf. Dabei geht es um das weitere Vorgehen,
nachdem Nordkorea nach US-Angaben eingestanden hat, ein heimliches
Atomprogramm zu verfolgen. Einer der strittigen Punkte ist die
Fortsetzung der amerikanischen Öllieferungen an Nordkorea nach dem
Rahmenabkommen von 1994.
Danach bekommt Nordkorea zwei Leichtwasserreaktoren und bis zu
deren Fertigstellung jährlich 500.000 Tonnen Öl geliefert. Im
Gegenzug hatte sich Pjöngjang verpflichtet, sein Atomprogramm
einzustellen. Nachdem Nordkorea nach amerikanischen Angaben Anfang
Oktober in Gesprächen mit Kelly eingeräumt hat, ein heimliches
Programm zur Anreicherung von Uran zu verfolgen, steht das Abkommen
in Frage.
Nach japanischen Medienberichten hat Kelly angedeutet, dass die
USA vor diesem Hintergrund Schwierigkeiten haben werden, im nächsten
Jahr die Haushaltsmittel für die Öllieferungen zu bekommen. Zu Beginn
des Besuches von Kelly in Peking wiederholte die chinesische
Regierung ihre Position, dass alle Beteiligten das Rahmenabkommen
einhalten sollten. Am Donnerstag treffen sich die Mitglieder des
internationalen Konsortiums zur Umsetzung des Abkommens und zum Bau
der Leichtwasserreaktoren (KEDO) in New York, um über das weitere
Vorgehen zu beraten.
Südkorea weist Vorwurf zurück
Südkorea hat Nordkoreas Vorwurf der militärischen Provokation im
Gelben Meer zurückgewiesen. Behauptungen, dass südkoreanische
Kriegsschiffe in nordkoreanische Gewässer eingedrungen seien, seien
falsch, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums
in Seoul.
Die Beschuldigungen aus Nordkorea kommen in einer kritischen Phase
bei den Annäherungsbemühungen auf der koreanischen Halbinsel.
Südkorea hatte Nordkorea zusammen mit den USA und Japan aufgerufen,
seine Atomwaffenpläne aufzugeben. Nach US-Angaben hatte Nordkorea im
Oktober zugegeben, ein Programm zur Anreicherung von
nuklearwaffentauglichem Uran zu betreiben. An diesem Donnerstag
wollen die USA, Südkorea und Japan über den möglichen Stopp
amerikanischer Öllieferungen an Nordkorea beraten.(APA/dpa)