Alltag
Männer haben Identitätsprobleme
Gesprächskreise und Kurse sollen helfen, alternative Einstellung zu Beruf, Leistung und Einkommen erlangen
Linz - Männer - vor allem jene zwischen 30 und 50 Jahren -
sind offensichtlich verstärkt auf der Suche nach ihrer Identität.
Volkshochschulen und ähnliche Einrichtungen bemerken derzeit ein
reges Interesse an Männergruppen, die das "starke Geschlecht" im
Selbstfindungsprozess unterstützen sollen. Schuld an der männlichen
Identitätskrise sei das traditionelle Rollenbild, das für die
Mehrzahl der Frauen nicht mehr existiert, sagen die Fachleute.
"Wozu sind wir noch da?"
Der Großteil der Frauen lasse sich "zu Recht nichts mehr gefallen
und steht auf eigenen Beinen", erklärte beispielsweise Harald
Wildfellner von der Volkshochschule Linz. Nun stehen viele Männer vor
der Frage: "Wozu sind wir noch da?": Der Versorger sei er nicht mehr,
Macho dürfe er nicht sein, und auf "Softies" und Hausmänner würden
Frauen auch nicht stehen, formulierte Wildfellner. Folglich "müssen
sich Männer auf Grund des gesellschaftlichen Wandels neu
positionieren und ihren Platz finden".
Rat für die Partnerschaft
Auch die Männerberatung des Landes Oberösterreich verzeichnet
derzeit einen regen Zulauf. Vorwiegend sind es Männer mit Problemen
in der Partnerschaft, die Rat und Hilfe suchen, berichtete Leiter
Eduard Waidhofer. "Die Männerwelt ist unter Druck gekommen. Die
Ungeduld der Frauen gegenüber den Männern wächst immer mehr." Ein
Teil der Betroffenen habe sich aber auf den Weg gemacht und suche
eine "neue Männlichkeit", so Waidhofer. Wichtig sei vor allem, dass
der "Stellenwert der Arbeit relativiert wird".
Speisung des männlichen Selbstwertgefühls
"Die Zeit der beruflichen Positionierung und höchsten Anforderung
fällt häufig zeitlich mit der intensivsten Familienphase zusammen",
erklärte Waidhofer. Männer bräuchten nicht auf ihren Ehrgeiz,
beruflichen Erfolg oder Identifikation mit der Arbeit verzichten. "Es
geht um eine Veränderung des Übergewichtes von Beruf, Leistung und
Einkommen im männlichen Selbstwertgefühl", betonte Waidhofer.
In den von der VHS und der Männerberatung angebotenen
Selbsthilfegruppen wird mit den Männern besprochen, sich an die
sozialen Umweltbedingungen anzupassen, weil es sich - so Wildfellner
- "besser lebt". Zudem lernen sie mit sich selbst umzugehen, sich
mehr um ihre Gesundheit zu kümmern, "liebevolle und aufmerksame Väter
zu sein und gleichberechtigte Partnerschaft zu leben", erklärte
Waidhofer.
In den oberösterreichischen Volkshochschulen werden
unterschiedliche Gesprächskreise für Männer angeboten, zum Beispiel
die "Männer-Traum-Gruppe" am 1. Februar in Linz. Dabei sollen die
sechs bis zehn Teilnehmer fünf "aufgeschriebene, frühere und/oder
aktuelle Träume" mitbringen. "Tiefenpsychologie und Humanistische
Psychologie werden als Theorien verwendet, um die Träume zu
(aktuellen) Lebenssituationen, zur männlichen, psychosozialen
Entwicklungsgeschichte zu verstehen". Die Teilnahme an der
"Männer-Traum-Gruppe" kostet 40 Euro. (APA)