Einigung auf eine strengere Lebensmittelkennzeichnung, weiter Uneinigkeit über die neue Übernahmerichtline: Beim EU-Ministerrat am Donnerstag in Brüssel blieben wichtige Dossiers offen.Nach der neuen Richtlinie zur Lebensmittelkennzeichnung müssen Hersteller künftig alle Ingredienzien auf dem Etikett angeben, die mehr als zwei Prozent - bisher 25 Prozent - des Produkts ausmachen. Zudem sind allergene Stoffe auszuweisen - darunter auch der Schwefelstoff Sulfit, der Wein beigesetzt wird. Winzer sollten aber nicht sofort neue Etiketten drucken, denn die Vorschrift muss noch durchs EU-Parlament. Beim Streit um die Übernahmerichtlinie, die grenzüberschreitende Unternehmenskäufe EU-einheitlich regeln soll, wurde in Brüssel hingegen deutlich, dass außer Deutschland auch Belgien und Luxemburg gegen den vorliegenden Vorschlag sind. Berlin moniert vor allem, dass Mehrfachstimmrechte in Unternehmen verschieden behandelt würden. So würde die neue Regel zum Beispiel Frankreich erlauben, staatliche "goldene Aktien" zu behalten, mit denen sich Übernahmen blockieren lassen. Eine Sperrminorität im Ministerrat zeichnet sich nicht ab, Berlin könnte aber - wie beim vorigen Richtlinienentwurf - versuchen, den Widerstand des EU-Parlaments zu mobilisieren. Der zuständige Ausschussvorsitzende Klaus-Heiner Lehne kündigte bereits Einwände an, sprach sich aber für eine rasche Behandlung der Richtlinie aus. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 15.11.2002)