Telekom
Fidel Castro raubt Frau K. den Schlaf
SMS-Piraten verbreiten Telefonterror in .at
Christoph Prantner
Wien - Frau Anna K. ist derzeit telefonisch sehr schwer
zu erreichen. Ihr Anschluss ist
permanent besetzt. Seit Wochen wollen diverse Anrufer
von der arglosen Pensionistin
wissen, wo denn die nächste "Castro look-alike Party" oder
ähnliche Veranstaltungen stattfinden. Sogar um ein Uhr
in der Früh, so die schwer genervte Dame zum Standard,
schreckten neugierige Partytiger nicht davor zurück, ihr
Telefon läuten zu lassen.
Grund für die sekkanten Anrufe sind Short Messages
(SMS), die von einem Clubbingorganisator verschickt
wurden. Mit den elektronischen Brieferln sollten Kids
direttissima auf einschlägige
Veranstaltungen wie eben
die CastroParty auf dem Havanna LoungeSchiff im Wiener Donaukanal aufmerksam
gemacht werden.
Laut Szenekennern sind
solche Werbemethoden "nicht
üblich" (normalerweise werden Clubbings mit Handzetteln beworben) aber eben doch "naheliegend". Dumm nur,
dass sich statt der Telefon-
nummer der Partypromotoren
jene von Frau K. am Absender
der SMS findet.
Das ist laut übereinstimmender Auskunft aller drei
Handynetzbetreiber beim
Versenden von einem Mobiltelefon aus nicht möglich: Dabei scheine immer die jeweilige Handy und keine Festnetznummer als Absender
auf. Es sei also wahrscheinlich, dass "solche Massen-SMS-Sendungen über spezielle Internetanbieter" in Umlauf gebracht worden sind, erklärt eine OneSprecherin dem Standard.
"Das kann schon sein", räumt Markus Schwab von
sms.at ein. Aber sein Unternehmen, so der Geschäftsführer des InternetAnbieters aus
Graz, könne bei einer Million
verschickter Nachrichten pro
Woche nicht jede einzelne auf
ihre Richtigkeit kontrollieren.
Belästigte wie Frau K. sollten
sich an die Kripo wenden. Auf
deren Anordnung könne die
SMSFlut mit falschem Absender abgestellt werden.
Norbert Weber, einer der Eigentümer der Betreibergesellschaft des HavannaLounge
Schiffes, schließt indes sowohl MassenSMS als auch
eine falsche Telefonnummer
aus: "Das ist beides nicht
möglich." Warum Anna K.
dennoch mitten in der Nacht
durch unerwünschte Anrufe
belästigt wird, kann er nicht
erklären.