Ein seit vier Wochen vermisster ukrainischer Journalist ist aller Wahrscheinlichkeit nach im benachbarten Weißrussland tot aufgefunden worden. Wie das Innenministerium in Kiew am Montag mitteilte, wurde in einem Wald nahe der weißrussischen Ortschaft Molodechno ein an einem Baum hängender Leichnam entdeckt, bei dem es sich um Michailo Kolomijets handeln dürfte. Die sterblichen Überreste würden nun zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Kiew gebracht.

Der 44-jährige Chef der Ukrainischen Nachrichtenagentur war am 21. Oktober verschwunden. Eine Woche später wandten sich seine Kollegen in einem Dringlichkeitsappell an die Behörden, ihn zu suchen. Sie äußerten die Befürchtung, dass sein Verschwinden mit der unabhängigen Berichterstattung seiner Agentur zusammenhängen könnte. Kurz danach erklärte jedoch eine Freundin von Kolomijets, er habe ihr in einem Anruf mitgeteilt, dass er sein Land verlassen habe, um Selbstmord zu begehen. Dies galt als die bisher letzte Nachricht des Vermissten.

Kolomijets, der die Ukrainische Nachrichtenagentur 1997 gegründet hatte, war bereits der dritte Medienvertreter binnen zwei Jahren, der in der Ukraine plötzlich verschwand. Im Jahr 2000 wurde der Journalist Heorhij Gongadse vermisst, seine Leiche wurde später in einem Wald bei Kiew gefunden. Oppositionsgruppen werfen Präsident Leonid Kutschma vor, in den Fall verwickelt zu sein. Im Jahr 2001 wurde der Fernsehjournalist Ihor Alexandrow in der Stadt Donezk erschlagen. (APA/AP)