Wien - Die Homosexuellen Initiative Hosi hat am Dienstag einen "Appell" an alle Lesben und Schwule gerichtet, bei der kommenden Nationalratswahl für eine rot-grüne Mehrheit zu stimmen. Als Wahlempfehlung will Obmann Christian Högl diesen Aufruf aber nicht sehen, man wolle vielmehr eine "Entscheidungshilfe" geben. In 19 Jahren blau-schwarzer Mehrheit im Parlament und 16 Jahren ÖVP-Regierungsbeteiligung sei jeder Fortschritt in Sachen Gleichstellung blockiert worden, so Hosi-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler. So habe die blau-schwarze Regierung verhindert, dass die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus nach dem Opferfürsorgegesetz entschädigt werden, kritisiert Krickler. Weiters gelte die Familienhospizkarenz nicht für gleichgeschlechtliche Lebenspartner. Und das, obwohl bis 2003 eine EU-Richtlinie eingeführt werden müsse, die Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf u.a. auf Grund sexueller Orientierung verbiete. Und die Anerkennung eingetragener Lebenspartnerschaften liege sowieso in weiter Ferne. "Für uns ist klar. Mit ÖVP und FPÖ gibt es keine Haltungsänderungen in diesen Punkten", so Krickler. Die Grünen hätten dagegen die Forderungen der Hosi immer "vollinhaltlich" unterstützt. Und auch die bisherigen Äußerungen der SPÖ lassen vermuten, dass sie sich verstärkt dafür einsetzen werde. Man appelliere daher an alle Schwulen und Lesben bei ihrer Wahlentscheidung am kommenden Sonntag die Anliegen der Homosexuellen in den Vordergrund zu stellen. Der bisherige Reformstau müsse nun endlich beseitigt werden, betont Högl. Man sei überzeugt, dass Österreichs Lesben und Schwule mit ihren rund zehn Prozent der Stimmen wahlentscheidend seien. Gerade in gesellschaftspolitischer Hinsicht sei diese Wahl eine Richtungsentscheidung. Nach 20 Jahren Stillstand sei Österreich im EU-Vergleich wieder Schlusslicht. Dieses eine Mal nun sollte man versuchen, für eine fortschrittliche Wende zu stimmen, so Krickler. (APA)