Der Russe gewann trotz 0:2-Rückstand das entscheidene Einzel des Daviscupfinales gegen Frankreich
Redaktion
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Paris - Auf dem roten Sand floss der Wodka in Strömen.
Russlands Daviscup-Helden feierten das 3:2 gegen Titelverteidiger
Frankreich und damit den ersten Gewinn der silbernen "Salatschüssel"
im Pariser Palais Omnisports mit Ex-Präsident Boris Jelzin,
Luftballons, Konfetti und ausgelassenen Liedern. Im Mittelpunkt stand
Jungstar Michail Juschni. Der 20-Jährige avancierte zum unerwarteten
Matchwinner, als er bei 2:2 das entscheidende fünfte Match gegen
Paul-Henri Mathieu nach fünf dramatischen Sätzen für sich entschied.
Juschni schrieb Geschichte, weil noch nie ein Daviscup-Endspiel im
letzten Einzel gewonnen wurde, wenn der Spieler in diesem Match mit
0:2-Sätzen gestartet war. Doch diese Statistik war den Protagonisten
völlig egal. "Heute waren meine Spieler die Helden", sagte Kapitän
Schamil Tarpischew und drückte den Youngster fest an seine Brust.
Juschni war erst wenige Minuten vor dem entscheidenden Match gegen
Paul-Henri Mathieu ins kalte Wasser geworfen worden, weil Jewgenij
Kafelnikow die Kräfte verlassen hatten.
"Man kann nicht ermessen, was für einen Druck Michail aushalten
musste", sagte Kafelnikow, der am Montag in der Schweiz wegen eines
Venenleidens operiert wurde. "Wir haben die Geburt eines neuen Stars
erlebt", ergänzte Marat Safin über den "guten Jungen", der erst vor
zwei Monaten einen bitteren Schicksalsschlag (Tod seines Vaters)
verdauen musste. Der Weltranglisten-Dritte Safin hatte mit einem
Dreisatzsieg gegen Sebastien Grosjean den Grundstein zum Erfolg
gelegt und den 1:2-Zwischenstand nach dem Doppel ausgeglichen.
Gleich in seinem ersten Daviscup-Finale konnte Juschni
triumphieren. Das letzte der 1994 gegen Schweden und 1995 gegen die
USA verlorenen Endspiele hatte er in Moskau noch als Ballbub
miterlebt. Er besitzt ein Foto, das ihn mit den siegreichen US-Stars
Pete Sampras, Todd Martin und Jim Courier zeigt.
Kafelnikow war damals schon als Spieler dabei. Seit elf Jahren
tourt er mit dem Tennis-Zirkus durch die Welt und hat in dieser Zeit
mehr Matches absolviert als jeder andere auf der ATP-Tour. Nach 861
Partien, von denen er 580 gewann, will der Multimillionär nun
aufhören. "Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe", meinte Kafelnikow,
nach dem Finale, fügte aber hinzu: "Die endgültige Entscheidung fällt
in der kommenden Woche."
Er will sich nun ganz seiner Tochter widmen. Nach der Trennung von
seiner Frau, die in die Fänge einer Sekte geraten sein soll, ist er
zum allein erziehenden Vater geworden. Momentan lebt die vierjährige
Aleysa in Sotschi bei den Großeltern und Jewgenis Schwester.(APA/dpa)
1. USA 31 Titel - 2. Australien 27 - 3. Frankreich und
Großbritannien je 9 - 5. Schweden 7 - 6. Deutschland 3 - 7. Russland,
Spanien, Tschechoslowakei, Italien und Südafrika je 1.
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