Foto: Sammlung kunstpiste.com
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Für die unterschiedliche Ausführung von Bewegung bei Männern und Frauen spielt die Evolution des Gehirns eine maßgebliche Rolle. So gesehen ist unser Gehirn noch immer für Völker von Jägern und Sammlern konzipiert. In solchen Völkern übernahmen Männer in der Regel die Jagd, für die sie eine sehr gute Orientierung über große Entfernungen brauchten und ihre Bewegungen zum Zielen und Werfen koordinieren mussten. Bei Frauen hingegen prägte sich der Orientierungssinn mehr im Nahbereich aus. Ihre Feinmotorik entwickelten sie zum Beispiel durch die Pflege der Kinder und der Herstellen von Kleidung.

Pistenwolf und Skihaserl

Auch auf der Piste werden diese geschlechtsspezifischen Unterschiede meist sehr deutlich. Bei Männern durch eher aggressivere Bewegungskoordination als bei Frauen, deren Stil mehr von weichen, harmonischen Bewegungen geprägt ist. Während bei Männern die Technik mehr Gewicht hat und auch leichter verändert werden kann, steht bei Frauen der Stil im Vordergrund, der mit der Technik verschmilzt. Engagierte Trainer sollten das spätestens durch die Einführung der Carvingtechnik bemerkt haben.

Technik und Stil

Die Unterscheidung zwischen Technik und Stil ist für die Entwicklung einer effizienten Fahrweise mit Carvingskis sehr wichtig, denn die Technik ist veränderbar, der Stil kaum. Die „Vorcarvingzeit“ bevorzugte eine Technik die eher mit einem angriffslustigen Stil harmonierte. Das neue Material verträgt sich aber besser mit weichen und runden Bewegungen, weil Carvingskis durch ihre Konstruktionseigenschaften, die neben der Taillierung unter anderem auch durch physikalischen Eigenschaften wie z.B. Torsionssteifigkeit, Flex, Dämpfung und Spritzigkeit bestimmt werden, auf den Input der Läufer sehr sensibel reagieren.

Yin und Yang

Nicole Hosp hat zum Auftakt der heurigen Weltcupsaison bereits für Überraschung gesorgt. Sie und einige andere junge Frauen verfügen über einen Trumpf, den sie gegen die Routine ihrer arrivierten Kolleginnen ins Spiel bringen werden. Die Entwicklung der Technik von jungen Rennläuferinnen vollzog sich schon in einem Alter, in dem der Stil erst geprägt wird, auf Carvingskis. Während die älteren Frauen ihren Stil entwickelten als eine härtere Fahrweise oft schneller war. Auch routinierte Läuferinnen mit weichem Stil wie Sonja Nef oder Lilian Kummer hätten ohne Carvingskis eine wesentlich schlechtere Ausgangsposition gegenüber Frauen wie Janica Kostelic oder Michaela Dorfmeister, deren Fahrstil eher maskulin wirkt. Im österreichischen Skiteam warten neben Kathrin Wilhelm, der jede Aggression ein Gräuel ist, noch einige andere junge Frauen auf ihr Weltcupdebüt. Und bestimmt ist der Trend zum „Yin“ Stil in anderen Nationen und teilweise auch bei Männern bemerkbar. Dieser Winter könnte sehr spannend werden!

NACHLESE

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