Nur wenige Flugstunden von Mitteleuropa entfernt
liegt am östlichen Ende des Kaukasus ein weitgehend
unerschlossenes Urlaubs-Paradies
Redaktion
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Baku - Das Land am
Kaspischen Meer kann seine Schätze selbst noch nicht richtig
einordnen. An die mit Muscheln übersäten Sandstrände verschlägt es
nur wenige westliche Touristen; ebenso sind die Nationalparks im
Kaukasus noch weitgehend unentdeckt. Bestenfalls die Hauptstadt Baku
zieht vereinzelte Urlaubergruppen an, denn dort ist schon etwas
touristische Infrastruktur vorhanden.
"Wir haben im Tourismus große Perspektiven", sagt Abulfas Garajew,
Minister für Fremdenverkehr. Aber das erst seit knapp elf Jahren
unabhängige Land müsse in diesem Sektor noch viel tun. Denn die
Mehrzahl der rund 700.000 Ausländer, die Aserbaidschan im Vorjahr
besucht hatten, waren Geschäftsleute, die sich auf die eine oder
andere Art am Erdöl-Boom im Kaspischen Meer beteiligen wollten. "Mit
der gegenwärtigen Infrastruktur könnten wir bis zu einer Million
Touristen im Jahr verkraften, aber mehr auch nicht", gibt sich der
Minister optimistisch, aber bescheiden.
Wie sehr das Land den Sektor Fremdenverkehr bisher vernachlässigt
hat, beweist allein die Tatsache, dass es ein entsprechendes
Ministerium erst seit eineinhalb Jahren gibt. Die lange Liste mit den
noch offenen Ausschreibungen für Fremdenverkehrsobjekte - in erster
Linie Hotels - ist ein weiteres Indiz. Garajew will das meiste "dem
privaten Sektor überlassen", doch dieser kümmert sich vorerst um das
eigene Überleben in dem verarmten Land, während die Geschäftsleute
viel lieber im Erdöl-Sektor Geld scheffeln möchten.
Doch schon jetzt hat ein Urlaub in Aserbaidschan seinen Reiz.
Angefangen in Baku, der "Stadt der Winde", wo eine Besichtigung der
Altstadt Itscheri Scheher mit ihrem orientalischen Flair zum
Pflichtprogramm gehört. Unweit des Palastes der Schirvan-Schahs ragt
der Jungfrauen-Turm, dessen Zweck bis heute unklar ist, über das
Stadtbild. Und am Fuß des Turms wartet neben Teppich-Geschäften eine
Karawanserei aus dem 15. Jahrhundert auf Gäste, die aus verborgenen
Lautsprechern mit dem Superhit der Eagles "Welcome to the Hotel
California" begrüßt werden.
Am südlichen Stadtrand liegen die Sandstrände, die - gegen Gebühr
- meist nur von Einheimischen und ausländischen Firmenvertretern
genutzt werden. Unter Palmen liegend können die Urlauber die
mächtigen Fördertürme im Meer betrachten, die unermüdlich das
Schwarze Gold unter dem Meeresboden hervorholen. Nördlich von Baku,
rund um die Halbinsel Abscheron, sind die gebührenfreien Strände, die
angesichts der starken Umweltverschmutzung durch die alten Bohrfelder
aus Sowjetzeiten und noch früherer Perioden nur wenig verlockend
wirken. "150 Jahre Ölindustrie haben leider ihre Spuren hinterlassen,
es ist ein 150 Jahre altes Desaster", sagt Umweltminister Gussein
Bagirow bedauernd.
Doch Aserbaidschan kann auch auf fast Unberührtes vorweisen. Nur
knapp 60 Kilometer südlich von Baku liegt die Ortschaft Gobustan, in
deren Nähe in Höhlen und zerstreuten Felsen fast 4.000 Zeichnungen
aus der Steinzeit sowie ein Bilderbuch aus der Vergangenheit auf
Besucher warten. Auf einem Areal von fast 100 Quadratkilometern haben
die Zeichnungen auf den frei liegenden Felsblöcken die Zeit
unbeschadet überstanden. Und der eingemeißelte Name des römischen
Legionärs Julius Maximus aus dem 1. Jahrhundert nach Christus zeigt,
dass der "Tourismus" in der Region schon länger zurückdatiert als
gedacht. (APA/dpa/red)
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