Inland
Bundeshauptstadt nicht wirklich anders
ÖVP gewinnt massiv, SPÖ und Grüne ebenfalls mit Zuwächsen - Absturz der Freiheitlichen mit Negativrekord im Simmering
Wien - "Wien ist anders" - Dieser Slogan trifft für das
Ergebnis der Nationalratswahl am Sonntag nur bedingt zu. Zwar blieb
die SPÖ nach einem Zuwachs von 6,51 Prozentpunkten mit 44,36 Prozent
deutlich stärkste Partei, der klare Sieger heißt aber auch in der
Bundeshauptstadt ÖVP. Sie konnte massiv zulegen und hält nach einem
Plus von mehr als 13 Prozentpunkten jetzt bei 30,07 Prozent der
Stimmen. Die Grünen durften sich ebenfalls über einen Aufwärtstrend
im Ausmaß von 4,5 Prozentpunkten freuen. Abgestürzt in der
Wählergunst ist die FPÖ, was sich in einem Minus von 16,61
Prozentpunkten ausdrückte. In der Bundeshauptstadt waren 1,110.321 Personen wahlberechtigt,
795.336 sind tatsächlich zur Wahlurne geschritten. Gültig waren
787.387 Stimmen. Davon entfielen 349.306 (44,36 Prozent) auf die SPÖ,
64.212 (8,16 Prozent) auf die FPÖ, 236.778 (30,07 Prozent) auf die
ÖVP und 116.797 (14,83) auf die Grünen. Die KPÖ erreichte 4.963
Stimmen (0,63 Prozent), das LIF 9.533 (1,21 Prozent), die Demokraten
1.981 (0,25 Prozent) und die Sozialistische Linkspartei SLP 3.817
(0,49 Prozent) der Stimmen.
Die ÖVP konnte den höchsten Gewinn in der Inneren Stadt
verzeichnen, wo sie 16,14 Prozentpunkte zulegte. Hochburg der Grünen
ist ein anderer Bezirk, nämlich Neubau. Dort schafften sie das, was
ihnen auch bei der EU-Wahl 1999 und der Bezirksvertretungswahl im
Vorjahr gelungen ist: Sie wurden mit 30,08 Prozent stimmenstärkste
Partei. Das Plus im Vergleich zu 1999 betrug 9,94 Prozentpunkte.
Die Freiheitlichen haben in jenen Gebieten, wo sie einst ihre
größten Erfolge feiern durften, am stärksten verloren - nämlich in
den Arbeiterbezirken. Der Negativrekord mit minus 20,48
Prozentpunkten war aus Simmering, der Heimat von Ex-Klubchef Peter
Westenthaler, zu vermelden.
Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) gab sich angesichts des
Gesamt-Wahlresultats gefasst: "Wir haben vier Prozent gewonnen, aber
es war halt leider zu wenig." Seinem Parteivorsitzenden stärkte er
demonstrativ den Rücken. "Wer Alfred Gusenbauer in Frage stellen
will, stellt auch mich in Frage." Häupl betonte, weiterhin eine
Regierungsbeteiligung seiner Partei anzustreben. Er rechne jedoch fix
mit einer schwarz-blauen Regierung.
VP-Landesobmann Alfred Finz freute sich, das "Maximum für Wien"
erreicht zu haben: "Wolfgang Schüssel ist der Sieger des heutigen
Tages, aber wir haben etwas dazu beigetragen." Finz hatte vor der
Wahl bei so manchen Beobachtern für Staunen gesorgt, als er sein
Wahlziel mit 25 Prozent angegeben hatte - ein Wert, den die ÖVP
nunmehr um mehr als 5 Prozentpunkte überschritten hat.
Auch der Grüne Christoph Chorherr konstatierte - zumindest in Wien
- ein "wirklich tolles Ergebnis". Es sei mehr als geglückt, die FPÖ
zu überholen. Bei den Freiheitlichen versuchte man zumindest eine
optimistische Deutung der Niederlage. "Ich glaube, nach diesem
Tiefpunkt kann es nur mehr aufwärts gehen", sagte Landesparteichef
Hilmar Kabas: "Wir haben von den Wählern die Rechnung für die
Streitereien präsentiert bekommen." (APA)