Behördenfunknetz peilt 120.000 Nutzer an - Siemens-Generaldirektor Hochleitner will auch rund 40.000 Private gewinnen
Redaktion
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Wien - In Österreich entsteht derzeit ein bundesweites neues
Behördenfunknetz namens Adonis. Mit einem Investitionsvolumen von 330
Mio. Euro und jährlichen Betriebskosten von rund 30 Mio. Euro ist das
Projekt, das künftig den Funk von Polizei, Rettung, Feuerwehr,
Bundesheer und andere Blaulichtorganisationen zusammenfassen soll,
für den amtierenden Innenminister Ernst Strasser (V) "das größte
Projekt der nächsten Legislaturperiode". Um die Kosten für den Bund
und die Organisationen zu senken, soll der Projektbetreiber
master-talk, ein Joint-Venture um Siemens, die RZB, den Verbund und
die Wiener Stadtwerke, nun auch private Nutzer mit aufs Netz holen.
Insgesamt peilt master-talk-Chef Hans-Jörg Tengg für das neue
Tetra-Funknetz - übrigens das weltweit erste seiner Art - rund
120.000 Nutzer. Den größten Teil machen dabei mit 63.000 Nutzern die
Blaulichtorganisationen aus, also eben Polizei, Rettung, Rotes Kreuz,
Feuerwehr, Bundesheer und ähnliche. Dazu sollen rund 18.000 Nutzer
aus dem Bereich der Energieversorgungsunternehmen und
Verkehrsbetriebe sowie etwa 38.000 bis 40.000 Teilnehmer aus dem
privaten Unternehmensbereich, etwa aus dem Sektor Speditionen,
kommen.
Kommerzielle Nutzung
Siemens-Generaldirektor Albert Hochleitner betonte am Mittwoch die
Bedeutung der kommerziellen Nutzung für die Wirtschaftlichkeit des
Netzes. Innenminister Strasser hofft, dadurch den Preis noch einmal
drücken zu können: "Es freut uns, wenn die Firma Geschäft macht, weil
dadurch unsere Verhandlungsposition gestärkt wird", sagte Strasser am
Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Nach derzeitigem Stand zahlt die Exekutive des Innenministeriums
für ihre rund 22.500 Benutzer ab 2005 exakt 1.000 Euro pro Gerät und
Jahr. Deutlich weniger müssen hingegen Rettung, Rotes Kreuz und
Feuerwehr hinlegen. Dort werden voraussichtlich die Länder einen Teil
der Kosten übernehmen.
Strasser versicherte am Mittwoch, dass trotz der kommerziellen
Mitbenutzung des Behördenfunknetzes die Datenübertragung und
Gespräche der Exekutive im Hochsicherheitssystem nach wie vor
abhörsicher seien. Es sei sicher gestellt, "dass es keinen Datenfluss
zu Privaten gibt".
Dies erreicht master-talk, indem lediglich die geplanten 1.300
Adonis-Sendestationen kommerziell mitbenützt werden. Die
Funkfrequenz, die master-talk seinerzeit mit dem Adonis-Auftrag
gratis miterhalten hat, wird hingegen ausschließlich für die
Blaulichtorganisationen verwendet.
Rittern um Frequenz
Für das kommerzielle Angebot will master-talk über eine eigene
Frequenz funken, über die das Konsortium in Wien und Umgebung bereits
verfügt. Um eine bundesweite kommerzielle Frequenz rittert
master-talk noch. Eine erste Ausschreibung der zuständigen
Telekomregulierungsbehörde RTR scheiterte daran, dass master-talk als
einziger Bieter nur ein Zehntel des Mindestgebots von 3,5 Mio. Euro
auf den Tisch legen wollte. Tengg ist aber zuversichtlich, dass die
Auktion "neu aufgerollt" wird.
Mit einem privaten Vertrieb des Tetra-Funknetzes rechnet
master-talk nicht vor 2005. Der Start von Adonis ist in einer ersten
Phase in den Großräumen Wien und Innsbruck sowie in Leibnitz und
Radkersburg hingegen bereits im April 2003 geplant. Im August des
kommenden Jahres ist die Abdeckung von ganz Niederösterreich geplant,
auch in Tirol soll das Netz rasch errichtet werden. Endgültig fertig
wird auch Adonis erst Mitte 2005 sein. (APA)
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