FP-Theoretiker sieht "stabile" Zukunft der FP in Regierung, ohne Haider
Redaktion
,
Wien
- "Das Drängen auf Ausschlüsse waren die letzten
Zuckungen der Knittelfelder,
die Rücknahme der Parteiausschlüsse hingegen ein Erfolg
der Anti-Knittelfelder", analysiert der FPÖ-Theoretiker und
Historiker Lothar Höbelt. Eine
These, die er durch die Zusammensetzung des FP-Klubs
bestätigt sieht: "Hätte die FPÖ
15 Prozent erreicht, dann hätten die Knittelfelder im Klub
die Mehrheit gehabt. Bei dem
Ergebnis haben sie sie nicht."
Und noch einen Effekt hat
das Wahlergebnis von zehn
Prozent, glaubt Höbelt im
STANDARD-Gespräch: "Wegen
der großen Verluste ist die Ära
Jörg Haider beendet. Hätte er
15 Prozent erreicht, wäre die
Meinung gewesen, dass er etwas bringt. Aber dieser eindeutige Verlust macht klar,
dass mit ihm nichts mehr zu
holen ist - gleichzeitig hat die
FPÖ als Dritter eine Chance
auf eine Regierungsbeteiligung. Dadurch ist keine Neugründung der FPÖ notwendig
- das wäre passiert, vielleicht
mit Haider, wenn die FPÖ hinter den Grünen und völlig aus
dem Regierungsspiel gewesen
wäre." Dann, glaubt Höbelt, wäre vielleicht eine Neugründung wie 1956 erfolgt.
Jetzt aber, mit der Niederlage bundesweit und den
Stimmenverlusten in Kärnten,
komme Haider nur mehr eine
Rolle zu: "Die letzte Großtat,
die er für die Partei noch bringen kann, ist als Sündenbock
alle Schuld auf sich zu nehmen und den Weg frei zu machen für die Regierungsbeteiligung." Denn auch die Funktion Haiders, die innerparteiliche Opposition zu einer
möglichen Regierungspartei FPÖ zu spielen, sei obsolet:
"Diese zehn Prozent der
Wähler sind der harte Kern.
Die muss man nicht ständig
mit Poptheater unterhalten,
wie das für eine 27-Prozent-Partei mit vielen Proteststimmen notwendig war."
Ein wenig anders sehe es
aus, falls die FPÖ in Opposition gehe. Aber das hält Höbelt
für nicht erstrebenswert: "Die
Stimmung im Land ist derzeit
nicht oppositionell. Sonst hätte Wolfgang Schüssel nicht so
triumphieren können." (Eva Linsinger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.11.2002)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.