Stuttgart - Immer mehr ältere Menschen wollen jung aussehen und das Altern mit Hormonpräparaten aufhalten. Martin Reincke von der Universität Freiburg und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie warnte in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" vor den Folgen dieser so genannten Anti-Aging-Medizin. Hormongaben für gesunde ältere Menschen seien nicht vertretbar.
Es gebe keinen Nachweis, dass die Behandlung beispielsweise Herzkreislauferkrankungen verhindern oder den Tod aufschieben könne. Auch sei unklar, ob die Hormongaben die Pflegebedürftigkeit im Alter und die Zahl der Knochenbrüche nach Stürzen senken könne. Nicht ausgeschlossen sei, dass die Hormone schwere Nebenwirkungen wie beispielsweise Krebserkrankungen nach sich ziehen könnten.
Alexander Römmler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin, räumte zwar ein, dass der Nutzen bisher in klinischen Studien nicht belegt sei. Es sei aber auch kein Beweis dagegen, dass dieser Nutzen nicht doch existiere. Schwerwiegende Nebenwirkungen seien auch nicht zu befürchten, da der Hormonspiegel bei Älteren nur auf Werte angehoben werde, wie sie bei jungen Menschen bestünden.
Mögliche Nebenwirkungen
Typische Medikamente der Anti-Aging-Medizin sind nach Angaben von Reincke Wachstumshormone, die in der Hirnanhangdrüse gebildet werden. Bei einem krankhaften Mangel könnten diese zu Veränderungen führen, die einem frühzeitigen Altern ähnelten. Mögliche Nebenwirkungen seien aber erhöhte Blutzuckerspiegel, eine Vergrößerung der Brüste bei Männern oder auch Taubheitsgefühle in der Hand und eine Greifschwäche.
Auch das Hormon Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers regle, werde gegen das Älterwerden eingesetzt. Wie das Hormon nutzt oder welche Nebenwirkungen es haben könne, sei nicht bekannt, sagte Reincke. Anders bei DHEA, einer Substanz, aus der der Körper die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen bilde: Es könne bei der Frau zu einer Vermännlichung und beim Mann zu einer Verweiblichung führen. Bei älteren Menschen seien die Auswirkungen der Behandlung aber weitgehend unerforscht. (APA/AP)