Linz/St. Pölten - Ein groß angelegter Kunstfälscher-Skandal ist von der Exekutive aufgedeckt worden, berichtet das Nachrichtenmagazin profil: Ein Händler wurde verhaftet; der als Urheber der Fälschungen Verdächtigte soll sich noch auf freiem Fuß befinden.Als mutmaßliche Fälschungen sollen von der Exekutive bisher rund 100 Werke identifiziert worden sein, die von zeitgenössischen Künstlern wie Arnulf Rainer und Max Weiler stammen sowie von Künstlern aus dem "Gugginger Kreis". Rainer selbst habe einen "falschen Rainer" in einer Linzer Galerie und einen weiteren im Linzer Dorotheum entdeckt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der in Enzenkirchen (Bezirk Schärding) lebende Rainer habe den Beamten einen entscheidenden Tipp gegeben: Ihm war von einem Linzer Antiquitätenhändler ein gefälschtes Bild zur Überprüfung vorgelegt worden. Rainer habe daraufhin sofort Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Rainer sprach von rund 100 Fälschungen, die im Zuge der Ermittlungen entdeckt worden konnten, die meisten davon in Wien und Niederösterreich. "Große Sache" Die Oberösterreichischen Sicherheitsbehörden verwiesen im Zusammenhang mit den Ermittlungen auch auf die niederösterreichischen Kollegen. Diese hatten von "einer großen Sache" gesprochen. am Montag teilte die NÖ Sicherheitsdirektion mit, dass im vergangenen Herbst auf dem Flohmarkt in Tulln gefälschte Zeichnungen der "Gugginger Künstler" aufgetaucht sind, worauf die Außenstelle St. Pölten der Kriminalabteilung (KA-NÖ) die Nachforschungen aufnahm. Bisher seien 80 Exponate beschlagnahmt, bei denen es sich mit Sicherheit um Fälschungen handelt, weitere 20 werden noch auf ihre Echtheit geprüft. Neben den "Gugginger Künstlern" und Arnulf Rainer wurden auf diversen Flohmärkten in Wien, St. Pölten, Linz, Graz, Salzburg und Eisenstadt auch angebliche "Original-Gemälde" von Hans Staudacher, Max Weiler und anderen bekannten zeitgenössischen Kunstschaffenden angeboten. Verdächtigter witterte auf Flohmärkten das große Geld Die Hinweise der Geschädigten, woher sie die "Schnäppchen" hatten, führten die Ermittler schließlich zu einem Verdächtigen, der bereits festgenommen wurde. Der mutmaßliche Anbieter und Hersteller der "Kunstwerke" war bei seinen Streifzügen auf Flohmärkten wiederholt auf Kunstinteressierte gestoßen und dadurch - wohl das "große Geld" witternd - auf die Idee gekommen, "Gugginger Art Brut" nachzuzeichnen und zu veräußern. Als die Nachfrage zum Beispiel nach einem "Staudacher" stieg, weitete sich das "Geschäft" aus. Der Verdächtige wandte sich an einen ebenfalls "kunstsinnigen" Freund, der anhand von Katalogen den Stil der echten Künstler kopierte und im Auftrag fleißig "produzierte". Auch dieser Verdächtige wurde auf freiem Fuß angezeigt. (APA/red/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2002)