Berlin - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung führender Ökonomen in der kommenden Woche ihre Zinsen senken. Die Notenbank werde "den Zins voraussichtlich um einen halben Prozentpunkt senken und hat dann erstmal ihre Ruhe", sagte der Leiter der Abteilung Konjunkturforschung beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Joachim Scheide, der "Welt am Sonntag". Der Zinsschritt der EZB sei eine "ausgemachte Sache". Auch Bundesbank und Deutsche Bank rechnen der Zeitung zufolge mit einem solchen Schritt. "Wir gehen in Europa davon aus, dass wir die Zwei-Prozent-Marke unterschreiten werden. Das sollte die Entscheidung der EZB erleichtern", sagte Edgar Meister, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Mit einer Zinssenkung sei "eine Stimmungsverbesserung wahrscheinlich". Bei der Deutschen Bank sieht man eine Zinssenkung als notwendig für die Geldwertstabilität an. "Wenn die EZB jetzt nichts macht, verzichtet sie auf die Versicherung gegen das Risiko der Deflation", sagte der Europa-Chefvolkswirt Thomas Mayer. Zwar sei die Wahrscheinlichkeit einer Deflation nicht sonderlich hoch, aber wenn sie eintrete, sei der Schaden sehr viel größer als bei einem moderaten Anstieg der Inflation. Skeptisch sieht der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eine erwartete Zinssenkung. "Sie hilft ein klein wenig, damit wird aber nicht ein einziges der realwirtschaftlichen Probleme gelöst", sagte Chefvolkswirt Hans Joachim Hass der Zeitung. (APA/AP)