Wirtschaftsprofessor Nikonoff einstimmig zum Nachfolger von Gründer Cassen bestimmt
Redaktion
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Paris - Die 1998 in Paris gegründete
Anti-Globalisierungsbewegung ATTAC hat einen neuen Präsidenten: Bei
ihrer Jahresversammlung am Sonntag im westfranzösischen La Rochelle
wurde der Wirtschaftsprofessor Jacques Nikonoff einstimmig für die
nächsten drei Jahre an die Spitze der Organisation gewählt. Er
ersetzt den Gründungspräsidenten Bernard Cassen, Generaldirektor der
Zeitschrift "Le Monde diplomatique". Nikonoff unterrichtet an der
Universität Paris in Saint-Denis und ist Mitglied der französischen
Kommunisten.
Internationales Netzwerk
Die ursprünglich nationale Bewegung hat sich mittlerweile zu einem
internationalen Netzwerk mit knapp 30.000 Mitgliedern in mehr als 30
Ländern entwickelt. Cassen hatte vor genau fünf Jahren in "Le Monde
diplomatique" die Idee zur Gründung einer
Anti-Globalisierungsbewegung lanciert. Wenige Monate später, im Juni
1998 wurde die Organisation von einer Reihe von Gewerkschaftern,
Umweltschützern, Wirtschaftsexperten, und Publizisten aus der Taufe
gehoben. Zu den Hauptforderungen von ATTAC zählen die Einführung
einer Devisensteuer zur Verhinderung von Finanzspekulationen
(Tobin-Tax), sowie ein Verbot für Steuerparadiese. In Deutschland
hielt ATTAC ihren ersten Kongress im Oktober 2001 ab.
Cassen zufrieden mit Wirkung auf Politik
Cassen, der weiterhin Ehrenpräsident bleibt und einen Ausschuss
für internationale Angelegenheiten leitet, erklärte sich in La
Rochelle zufrieden mit dem Ergebnis seiner Tätigkeit. "Wenn ich sehe,
dass (der ehemalige sozialistische Finanzminister) Laurent Fabius
jüngst das Konzept der 'liberalen Globalisierung' übernommen habe, so
sage ich mir, dass ATTAC eine gewisse Wirkung auf die Politik
ausübt", sagte Cassen der Tageszeitung "Liberation" und fügte hinzu:
"Je mehr wir imitiert werden, umso besser ist es. Selbst wenn wir
durch (Präsident Jacques) Chirac beim Umweltgipfeltreffen von
Johannesburg zur nachhaltige Entwicklung imitiert werden."
Weltsozialforum im Jänner in Porto Allegre
Bei der Jahresversammlung in La Rochelle wurde auch der
Terminkalender für das nächste Jahr besprochen. Im Jänner steht ein
Weltsozialforum in Porto Alegre (Brasilien) auf dem Programm. Im Juni
2003 feiert ATTAC mit einer Großveranstaltung das fünfjährige
Bestehen. Im selben Monat ist anlässlich eines G-8-Treffens im
französischen Evian eine Gegenveranstaltung geplant. Eine weitere
Gegenveranstaltung findet im September in Cancun (Mexiko) anlässlich
eines Treffens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) statt. Im
November 2003 ist in Saint-Denis bei Paris das zweite Europäische
Sozialforum geplant.(APA)
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