Salzburg - Einen völlig anderen Schluss als der mittlerweile aus dem Kaprun-Prozess ausgeschiedene Hauptgutachter Anton Muhr zieht der Privatgutachter Peter Schütz aus dem Branddesaster von Kaprun, bei dem im November 2000 155 Menschen ums Leben kamen. Nach Meinung des staatlich beeideten Sachverständigen und Universitätsdozenten an der Technischen Universität Wien war mit größter Wahrscheinlichkeit ein elektrischer Defekt schuld an der verheerenden Katastrophe."Ich habe mich ein Dreivierteljahr lang bemüht, alles genau nachzuvollziehen - der immer wieder zitierte Heizstrahler scheidet für mich aus", meint Schütz. Schwelbrand Er komme zu dem Ergebnis, dass "durch einen elektrischen Defekt ein Schwelbrand im Bodenbereich ausgelöst wurde". Dieser Schwelbrand war außerhalb des Holzverschlages für den Heizlüfter. Durch die Fahrbewegung und den damit verbundenen Luftzug sei der Schwelbrand zu einem offenen Feuer angefacht worden. Der Zug sei vermutlich stehen geblieben, weil eine der vielen elektrischen Steuerleitungen, die den Haltbefehl auslösen können, etwa der Haltknopf oder die Hydraulikleitung, durchgebrannt sei und der resultierende Druckabfall den Haltbefehl ausgelöst habe. Das Unglück sei deshalb so katastrophal verlaufen, weil "die im Bereich der möglichen Brandentstehung vorhandenen Materialien und die Bekleidung der Opfer zum überwiegenden Teil brennbar waren, und weil der Brand im steilen Stollen durch die Kaminwirkung mit Sturmwindgeschwindigkeiten von etwa 50 km/h wie ein Schmiedefeuer angefacht wurde", hält Schütz abschließend fest. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2002)