Wirtschaft
Deutsche Telekom reduziert T-Online-Anteil
Erlös von 610 Millionen Euro wird zum Schuldenabbau verwendet
Bonn - Gut zwei Wochen nach seiner Berufung macht der
Chef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, ernst mit seinen
ehrgeizigen Plänen zum Schuldenabbau. Binnen weniger Stunden
verkaufte der Bonner Telekomkonzern am Montag ein Paket von 100 Mio.
T-Online-Aktien an institutionelle Anleger. Durch den "kleinen"
Börsengang zogen die Kurse der T-Aktie und T-Online-Aktie kräftig an. Wie das Unternehmen am Montagnachmittag mitteilte, war das erst
am Morgen institutionellen Anlegern unterbreitete Angebot von 100
Mio. T-Online-Aktien dreifach überzeichnet. Der Preis wurde auf 6,10
Euro festgesetzt. Im Handumdrehen nahm die Telekom somit rund 610
Mio. Euro ein. Ob noch eine Mehrzuteilungsoption von 20 Mio. Aktien
zum gleichen Preis ausgeübt werde, stehe noch nicht fest, sagte ein
Sprecher.
Die Telekom will mit dem Verkauf der T-Online-Anteile dazu
beitragen, den Schuldenberg des Gesamtkonzerns zu senken. Gegenwärtig
steht die Deutsche Telekom mit 64 Mrd. Euro bei seinen Geldgebern in
der Kreide. Bis Ende 2003 sollen die Verbindlichkeiten auf 50 Mrd.
Euro gedrückt werden.
Entschuldung und Wachstum
Entschuldung und Wachstum hatte sich Ricke zum Amtsantritt Mitte
November als die wichtigsten Ziele auf die Fahnen geschrieben. Und
der 41-jährige Manager fackelte nicht lange: Zunächst krempelte er
den Vorstand um. Die Vorstandschefs der Töchter sind bis auf eine
Ausnahme (T-Systems) im Vorstand vertreten, andere mussten den Hut
nehmen. Neue Akzente setzt er jetzt beim Schuldenabbau: Die Telekom
versilbert ein T-Online-Aktienpaket von rund 10 Prozent und erlöst
dringend benötige Mittel für den Schuldenabbau.
Aktie im Steigflug
Die gebeutelten T-Aktionäre danken es dem neuen Chef: Unter den
DAX-Werten gehörte die T-Aktie am Montag bis zum Nachmittag zu den
klaren Gewinnern. Das Papier lag rund 6,5 Prozent im Plus und
übertraf wieder die 13 Euro-Marke. Börsianer begrüßten den Verkauf
des Aktienpakt. "Es kommt wieder Geld in die Konzernkasse", sagte ein
Analyst. Auch für der T-Online-Aktie tat der Verkauf gut. Der Kurs des
Papiers ging im Zuge des angekündigten Anteilverkaufs in den
Steilflug über und schrammt die 7 Euro-Marke. Am Nachmittag lag die
Aktie mit einem Kurs von 6,83 Euro noch gut 10,50 Prozent im Plus.
Durch den Verkauf wird die Aktionärsbasis bei T-Online, mit 11,8
Mio. Teilnehmer der größte Internetanbieter Europas, und die
Liquidität der Aktie erhöht. Mit der weiteren Abgabe von Aktien
reduziert sich der Anteil der Telekom an seiner Tochterfirma auf 73,5
Prozent, ohne die Mehrzuteilungsoption (green shoe) von 20 Mio.
Aktien.
Kein Ausverkauf
Die Platzierung des Aktienpakets bedeutet für den Bonner Riesen
und den neuen Vorstandschef indes nicht der Beginn des Ausverkaufs:
"Die Deutsche Telekom wird weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung von
mindestens 51 Prozent halten". Die verbleibende Beteiligung enthalte
somit einen ausreichenden strategischen Spielraum für mögliche
Schritte in der Zukunft. Doch aus heutiger Sicht sei ein weiterer
Anteilsverkauf zum Schuldenabbau nicht notwendig, hieß es.
Weitere Mrd. will der Vorstand unter anderem durch Stellenabbau,
niedrigere Investitionen und den Verkauf von Immobilien sparen. Als
nächster Schritt steht der Verkauf des TV-Kabelnetzes an. Von den 5,5
Mrd. Euro, die der US-Konzern Liberty Media einst für das Netz zahlen
wollte, muss das Unternehmen kräftige Abstriche machen. Nicht
ausgeschlossen, dass die Erlöse aus dem Verkauf des T-Online-Pakets
die eingeplanten Einbußen beim Kabelverkauf zum Teil wieder
wettmachen sollen. (APA/dpa)