Wien/Bonn - Die seit Wochenbeginn anhaltenden Spekulationen über einen möglichen Einstieg der Deutschen Post bei der Österreichischen Post AG haben am Dienstag für großes internationales Aufsehen gesorgt. Nach einem entsprechenden Artikel der "Financial Times Deutschland" berichteten nahezu alle namhaften internationalen Agenturen über den möglichen Deal. Finanzminister Karl-Heinz Grasser dementierte am Dienstag nur knapp. ÖIAG und Deutsche Post bestätigten Gespräche. Ein Verkauf von kolportierten 75 Prozent der Österreichischen Post an die Deutschen hätte nach Agenturberichten ein Volumen von 2 bis 3 Mrd. Euro. Aus der Staatsholding ÖIAG hieß es am Dienstag: "Es gibt Kontakt zur Deutschen Post ebenso wie zu anderen vergleichbaren Unternehmen, es wird zum Thema Benchmarking und strategische Partnerschaften diskutiert." Es würden "Gespräche mit möglichen Interessenten" geführt. Bei entsprechendem Regierungsauftrag zur Post-Privatisierung müssten aber "europaweit mögliche Interessenten schriftlich zu einer Anbotslegung eingeladen werden. Erst im Anschluss daran können Gespräche über strategische Partnerschaften konkretisiert werden", betonte man in der Staatsholding. Grasser: Knappes Dementi Finanzminister Karl-Heinz Grasser meinte am Dienstag in Brüssel am Rande des EU-Finanzministerrates nur lapidar: "Wenn ich die Post hätte verkaufen wollen, hätte ich einen Ministerratsvortrag gemacht." Auf die Frage, wann die Zeit für diese Entscheidung reif sein könnte, sagte Grasser lediglich: "Vorige Woche war sie es nicht". Deutsche Post zurückhaltend Auch die Deutsche Post gab sich am Dienstag zurückhaltend. So wie die ÖIAG warten die Deutschen offenbar vorerst die Entscheidung der noch zu bildenden neuen österreichischen Regierung ab. Ein Sprecher des Bonner Konzern bestätigte zwar gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass sein Unternehmen mit der österreichischen Post Gespräche führe. Ob es ein weitergehendes Engagement der Deutschen Post in Österreich geben werde, könne er mit Blick auf die noch ungeklärten Privatisierungspläne der künftigen Regierung aber nicht sagen, betonte der Sprecher. Der Chef der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, hatte bei der Hauptversammlung im Juni angekündigt, die Post wolle die Chancen der allmählichen Liberalisierung nutzen und künftig Briefe auch in anderen europäischen Ländern befördern. Im September sagte Zumwinkel in der "Financial Times Deutschland", die Deutsche Post wolle bis 2007 mindestens 1 Mrd. Euro in den Ausbau ihres europäischen Briefgeschäftes investieren. Sie wolle dann in sämtlichen europäischen Ländern aktiv sein. Geplant seien Kooperationen, Joint Ventures sowie kleinere Übernahmen. (APA)