Chur - In den kommenden zwei Jahren entsteht am Alpenrhein das erste langfristige, fachübergreifende Entwicklungskonzept. Im Planungsteam für das internationale "Entwicklungskonzept Alpenrhein" arbeiten Experten verschiedener Fachrichtungen und aus allen Anrainerländern zusammen. Darüber wurde heute, Montag, in Chur (Kanton Graubünden) von der unter Vorsitz des Vorarlberger Landeshauptmannes Herbert Sausgruber (VP) tagenden Internationalen Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) und der Internationalen Rheinregulierung (IRR) informiert. "Eines der interessantesten Flussprojekte im gesamten Alpenraum", sagte Projektleiter Dipl.-Ing. Klaus Michor aus Lienz. Der Osttiroler ist auf derartige Gesamtkonzeptionen spezialisiert und meinte zum Projekt Alpenrhein: "Wir machen kein Konzept für die Schublade. Wir planen ganz konkrete Maßnahmen." Flussbau-Spezialisten Im Entwicklungskonzept Alpenrhein geht es um die neunzig Kilometer lange Strecke zwischen Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Domat/Ems (Graubünden) und dem Bodensee. Auftraggeber sind die IRKA und die IRR. Im Projektteam sind unter anderem Spezialisten für Flussbau, Geschiebehaushalt, Hydrologie, Gewässerökologie, Wasserbau, Energienutzung und Raumplanung vertreten. Die Experten sollen bis Mitte 2003 eine Analyse des Ist-Zustands, bis Ende 2003 ein konkretes Leitbild erstellen. Ende 2004 wird das Projekt mit der Vorlage eines detaillierten Maßnahmenplans abgeschlossen. IRKA-Vorsitzender Sausgruber sieht im Konzept die Chance, die vielen Nutzungsinteressen am Alpenrhein zu vereinen. Eine Antwort erwartet Sausgruber auf die Zunahme extremer Hochwasser-Ereignisse. Erst vor zwei Wochen war es zum vermutlich größten November-Hochwasser gekommen, das am Alpenrhein je gemessen wurde, obwohl allein die Kraftwerke in Graubünden nach eigenen Angaben fast dreißig Millionen Kubikmeter Wasser zurückhielten oder ableiteten. Vorrang Auch der Rheinregulierungs-Vorsitzende Dölf Gmür sieht im jüngsten November-Hochwasser "einen Beweis für die Notwendigkeit, die bestehenden Planungen zu aktualisieren". Sausgruber und Gmür waren sich einig, dass Hochwasserschutz Vorrang habe, in vielen Fällen müssten aber ökologische Interessen und Hochwasserschutz vereinbart werden. Manche Projekte kämen sogar beiden Anliegen zugute. In die Arbeit am Entwicklungskonzept werden auch Anrainergemeinden, Umweltorganisationen und andere betroffene Gruppen wie Landwirtschaft und Fischer einbezogen. Sie können über eine begleitende Plattform am gesamten Projekt mitarbeiten. (APA)