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4000 Kisten Bücher müssen von der Skodagasse in die neue Bibliothek am Gürtel verfrachtet werden.

apa/dpa/lenz
Wien - In der Hauptbücherei der Gemeinde Wien lagern Bücher, die einen Stapel so hoch wie der Mount Everest ergäben. Der steht mit 8848 Metern Höhe im Atlas. Aber genau genommen wäre der Wiener Bücherturm noch ein wenig höher. Ergäben die 300.000 Exemplare doch eine Höhe von 9000 Metern, hat Bibliotheksleiter Christian Jahl einmal ausgerechnet. Jetzt ist er mit seinen Mitarbeitern beschäftigt, diese 300.000 Stück Bücher, Compactdiscs und Videos in Kisten zu verpacken. Voraussichtlich 4000 dann schwer befüllte Kartons müssen übersiedelt werden. Die Hauptbücherei in der Skodagasse im achten Wiener Gemeindebezirk wurde vergangenen Freitag endgültig geschlossen. DER STANDARD berichtete. In dem neuen Bibliotheksgebäude am Gürtel wird derweil ausgemalt und alles blank geputzt. Schon bald sollen Bücherliebhaber in einer neuen Multimediabibliothek zum Lesen Platz nehmen können. Was allerdings erst im Jänner geklärt wird, ist der Eröffnungstag. Die Errichtung des Gebäudes, das direkt über der U-Bahn-Linie 6 am Urban-Loritz-Platz steht, ist wegen Konkursen beteiligter Baufirmen mehrmals verzögert worden. Jedenfalls wird mit der Eröffnung im Frühjahr gerechnet. Bis dahin wird auch überlegt, wie die bald leer stehenden Räume in der Skodagasse einmal genutzt werden. Jedes Buch automatisch elektronisch vermerkt Für Christian Jahl sind das aber derzeit die geringsten Probleme. Viel mehr Aufwand steht nämlich mit der Bearbeitung aller vorhandenen Medien bevor. Jedes einzelne "muss in die Hand genommen werden, es werden ,Transponderchips' eingeklebt", erklärt er das neue Erfassungssystem für Buch und CD-ROM. Die Chips sind mit einer Datenbank im Computer verknüpft. Jedes Buch wird dann automatisch elektronisch vermerkt, wenn es ausgeborgt wird. Damit wird es möglich, dass Kunden ohne Wartezeit selber die Buchausgabe abwickeln. Gleichzeitig schützt das System vor Diebstahl. So modern die Bibliothek nun ausgestattet wird, bleibt man dem Gründungsgedanken von 1970 treu: "Information und Bildung sollen niederschwellig zugänglich sein" - sozialdemokratische Ideen für die Bürger dieser Stadt. In den vergangenen Jahren hat Bibliotheksleiter Jahl einen Wandel bei seiner Kundschaft bemerkt. Nämlich "von der Belletristik hin zum Sachbuch" habe sich das Leseverhalten entwickelt. Einher geht damit auch größeres Interesse an elektronischen Medien. Nachschlagewerke werden zunehmend auf CD-ROM gebrannt verlangt. Der meist zwischen 18 und 44 Jahre alte Bibliotheksbenutzer macht auch gern einen interaktiven Sprachkurs auf CD. (Andrea Waldbrunner; DER STANDARD, Printausgabe, 02.12.2002)