Der 44-jährige Alain Jeannet wird neuer Chefredakteur der Westschweizer Wochenzeitschrift "L'Hebdo". Der derzeitige "Bilan"-Chef folgt auf Ariane Drayer, die am 18. November gekündigt hatte, wie der Ringier-Konzern am Montag mitteilte.

Jeannet begann seine Journalistenkarriere 1981 mit einem Stage bei "L'Hebdo," bevor er 1987 Chef des Wirtschaftsteils wurde. 1991 arbeitete er an der Neugestaltung und Lancierung des "Nouveau Quotidien".

Während eines dreijährigen Aufenthalts in Asien (1993-1996) lancierte Jeannet von Hanoi (Vietnam) aus für die Ringier-Gruppe fünf Wirtschaftsmagazine und -zeitungen. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz war er stellvertretender Chefredaktor des "Nouveau Quotidien" und von "L'Illustre".

Chefredakteur von "Bilan"

Seit 1999 ist Jeannet Chefredakteur von "Bilan". In dieser Funktion war er nicht unumstritten. Von Kritikern wurde ihm vorgeworfen worden, dass er nicht genügend Distanz zu wirtschaftlichen Kreisen habe.

Rüge vom Presserat

Im Februar hatte der Presserat ihn gerügt, weil er eine Uhr im Wert von über 1.000 Franken (677 Euro) zum 70 Prozent tieferen Fabrikpreis gekauft habe. Damit sei das "übliche Maß" überschritten worden, das bei der Annahme von Geschenken für Medienschaffende noch tolerierbar wäre.

Jeannet soll bei "L'Hebdo" die eingeschlagene Richtung des Titels weiterverfolgen, heißt es in der Ringier-Mitteilung weiter. Nach 20 erfolgreichen Jahren solle "L'Hebdo" in sich gehen und eine neue Identität suchen.

Die bisherige Chefredakteurin, Ariane Dayer, hatte am 18. November das Handtuch geworfen und "L'Hebdo" per sofort verlassen. Grund waren unterschiedliche Auffassungen über die künftige Strategie des Magazins. Die neue Ausrichtung der Zeitschrift soll im ersten Halbjahr 2003 erfolgen. (APA/sda)