Innsbruck - Umweltdachverband (Ögnu), Alpenverein und lokale Bürgerinitiativen haben ihre Forderung an das Land Tirol erneuert, den Flusslauf der Isel als Natura-2000-Gebiet bei der EU nachzunominieren. Die Isel entspringt im Nationalpark Hohe Tauern und legt auf ihrem Weg durch das Virgen- und Iseltal bis zur Mündung in die Drau in Lienz 57 km zurück. Im Sinne der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU wird die Forderung mit dem Vorkommen der Deutschen Tamariske begründet.Bereits im Juni wurde auf den Verzicht einer Nominierung der Isel mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission reagiert, jetzt wird die Forderung mit einer Studie des Biologen Helmut Kudrnovsky untermauert. Die Deutsche Tamariske, ein bis zu zwei Meter hoher Strauch, wurde auf den 26 Kilometern zwischen Matrei und Lienz auf zwölf Hektar festgestellt. Das Vorkommen der "Pionierpflanze Tamariske" ist für Kudrnovsky Beweis dafür, dass der Wildflusscharakter der Isel noch in hohem Maß erhalten ist. In Niederösterreich, Vorarlberg und Oberösterreich sei die Tamariske ausgestorben. Größere Vorkommen gibt es nur noch am Lech (Tiroler Außerfern) und am Tagliamento (Italien). Gletscherfluss mit Feinsedimenten Die Besonderheit der Isel ergibt sich aus ihrem Charakter als Gletscherfluss mit einem hohen Anteil an Feinsedimenten und den sich da- raus bildenden Sandbänken. Ögnu-Chef Gerhard Heiligenbrunner appelliert an den neuen Umweltlandesrat Hannes Gschwentner (SP), Tirol möge sich nicht länger gegen die Unterschutzstellung der Isel quer legen. Ähnlich argumentiert auch die Gastwirtin Theresia Brugger aus Matrei in Osttirol, wo sie auch im Gemeindevorstand vertreten ist: "Das wäre eine Chance für die ganze Region", sagt sie und verweist auf den überwiegend "sanften Tourismus" in Osttirol und die Möglichkeiten EU-geförderter Life-Projekte, sobald Natura 2000 für die Isel gelten würde. Gschwentner will sich die Studie gerne ansehen, sieht aber keinen akuten Handlungsbedarf. Aus seiner Sicht sind die Natura-2000-Richtlinien für die Tamariske durch deren Schutz im Lechtal ausreichend erfüllt. Im Lechtal ist seit zwei Jahren ein 41 Quadratkilometer großes Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. (hs/DER STANDARD, Printausgabe, 03.12.2002)