Literatur
Geschwister-Scholl-Preis für Hilberg
Der in Wien geborene US-amerikanische Politikwissenschafter wurde für "Die Quellen des Holocaust" ausgezeichnet
München - Der in Wien geborene US-amerikanische
Politikwissenschafter Raul Hilberg ist am Montag in München mit dem
Geschwister-Scholl- Preis geehrt worden. Der Nestor der
Holocaust-Forschung bekam die mit 10.000 Euro verbundene Auszeichnung
für sein Buch "Die Quellen des Holocaust". Das Buch gehöre zu einem
enormen Lebenswerk, das der Erforschung des europäischen Judenmords
galt und die Grundlagen für alle spätere Befassung mit diesem Thema
legte, urteilte die Jury."Täter, Opfer und Zuschauer"
Die Preisverleihung stellt nach den Worten von Hans Mommsen
zugleich eine späte öffentliche Anerkennung der Verdienste dar, die
sich Hilberg in jahrzehntelanger entsagungsvoller Arbeit für die
Erforschung des Holocaust erworben habe. Mit Recht gelte seine
umfassende Darstellung der "Vernichtung der europäischen Juden"
(Fischer Taschenbuch Verlag), zusammen mit seiner 1990 in Deutschland
erschienenen Studie über "Täter, Opfer und Zuschauer", nach wie vor
als unentbehrliches Standardwerk, sagte der Historiker in seiner
Laudatio.
Akademischer Außenseiter
Der 1926 in Wien geborene und 1939 in die USA emigrierte Autor und
Wissenschaftler kam 1945 als amerikanischer Soldat nach Deutschland
und entdeckte in München Teile der in Kisten verpackten
Privatbibliothek Hitlers. Dieser Fund steht den Angaben zufolge am
Anfang seiner lebenslangen Studien zum Holocaust. Mit seinem
Interesse am Holocaust war Hilberg laut Mommsen damals ein völliger
akademischer Außenseiter.
Mit dem vom Verband Bayerischer Verlage und Buchhandlungen und der
Stadt München gestifteten Preis sollen Werke ausgezeichnet werden,
die von geistiger Unabhängigkeit zeugen und geeignet sind, dem
Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben. (APA/dpa)