Wien - "Zigarette oder Schokolade? Rauchen oder Essen? Viele Mädchen möchten Kalorien sparen und geben immer öfter der Zigarette den Vorzug. Denn Rauchen macht nicht dick, und wer nicht den Idealmaßen der angesagten Modetrends entspricht, hat es schwer, in der harten Beurteilung unter Jugendlichen zu bestehen", so der Fonds Gesundes Österreich in einer Aussendung. Sie sind die OrganisatorInnen der Kampagne "Ich brauch's nicht. - Ich rauch nicht.", deren Plakate seit geraumer Zeit in Wiens Straßen zu sehen sind. Denn die Folgen wiegen schwer: Mädchen und Frauen sind nachhaltig von der gesundheitsschädlichen Wirkung des Rauchens betroffen.
Am Anfang des weiblichen Zigarettenkonsums steht möglicherweise ein gesellschaftliches Problem: Mädchen sind deshalb besonders empfänglich für die Versuchung des Rauchens, weil sie hoffen, auf diese Weise ihr Gewicht zu reduzieren: In Österreich raucht jedes vierte Mädchen und nur jeder fünfte Bursche täglich. Der Gesundheits-Survey der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt außerdem einen weiteren geschlechts-spezifischen Trend zu Ungunsten der Mädchen: Während der Tabakkonsum der 15-jährigen Jungen seit 1990 rückläufig war und seit 1994 stabil bei 14 Prozent liegt, steigt der Tabakkonsum bei den Mädchen kontinuierlich an: 23 Prozent der weiblichen 15-jährigen rauchen täglich.
Die Folgen
Die Veröffentlichung des Wiener Jugendgesundheitsberichts 2002 ist für den Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) nun Anlass, nochmals auf die besondere Gefährdung von Mädchen und Frauen durch Zigarettenkonsum aufmerksam zu machen: "Vielen Mädchen und Frauen ist nicht bewusst, was sie ihrem Körper mit dem Rauchen antun", sagt Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, Fachbeirätin des FGÖ. Die Folgen des Rauchens wirken bei Mädchen und Frauen besonders nachhaltig, obwohl Raucherinnen durchschnittlich weniger Zigaretten konsumieren als Raucher.
Spezifisch "weibliche" Krankheiten wie Osteoporose (Knochenschwund), Gebärmutterhals- und Brustkrebs werden durch Zigarettenkonsum begünstigt. Krankheiten wie Herzinfarkte treten bei Raucherinnen früher auf als bei Rauchern, und rauchende Mädchen und Frauen erkranken früher an Lungenkrebs, dies auch bei durchschnittlich niedrigerem Zigarettenkonsum. Die Gefährdungen für Raucherinnen potenzieren sich, wenn sie die Pille einnehmen: Studien weisen die Gefährlichkeit des Nikotin-Teer-Pillen-Cocktails aus: Die häufigsten Folgen sind Thrombosen und Herzinfarkte.
Raucherinnen müssen außerdem mit Komplikationen in der Schwangerschaft rechnen, auch liegt das Geburtsgewicht ihrer Babies unter dem Durchschnitt. Die Folgen des Rauchens können Mädchen und Frauen das ganze Leben hindurch begleiten: "Neben den genannten Wirkungen ist es vor allem der frühe Eintritt in die Wechseljahre, der Raucherinnen zu schaffen macht", so Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder.
Jugendliche resistent gegen Abschreckung
Umso wichtiger ist es, die Mädchen zu erreichen, bevor sie erwachsen werden. "Abschreckung durch Aufklärung über die Folgen des Rauchens wirkt bei Jugendlichen nicht", so Dennis Beck, Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich. Der FGÖ initiierte im September die Bewusstseins-Kampagne "Ich bRAUCHs nicht", um das Selbstbewusstsein von (noch) nichtrauchenden Jugendlichen zu stärken: Im Jugendalter entscheidet sich, ob man zur RaucherIn wird oder nicht. So werden 40 Prozent jener Jugendlichen, die in relativ jungen Jahren die vergleichsweise geringe Menge von drei Zigaretten am Tag rauchen, in späteren Jahren zu regelmäßigen RaucherInnen.
"Alternative zur Tabakwerbung schaffen"
Dennis Beck plädiert für eine Anhebung der Zigarettenpreise um 10 Cent pro Packung. "Dieses Geld soll ausschließlich für Gesundheitswerbung verwendet werden, indem man Vereinen, die sich bisher durch Tabakwerbung finanzieren mussten, einen Sponsoringvertrag anbietet." Diese Maßnahme hätte gleich zwei positive Effekte einerseits Imagewerbung, indem SportlerInnen und Kulturschaffende für einen gesunden Lebensstil werben und andererseits wären Sport- und Kultureinrichtungen nicht länger von der Tabakindustrie abhängig. Besonders im Bereich des Sports wäre es laut Beck wichtig, die Tabakwerbung durch Werbung für Gesundheit und Nichtrauchen zu ersetzen. Somit könnte sich jeder Sport- und Kulturverein entscheiden, ob er zu den gleichen Konditionen für Zigaretten oder Gesundheit wirbt.
Beck verweist auf das Beispiel des australischen Bundesstaates Victoria, der Sport- und Kultureinrichtungen aus einem solchen Topf fördert, wenn sie im Gegenzug auf Tabakwerbung verzichten. "Vor allem die Sportvereine gewinnen dadurch an Glaubwürdigkeit, wenn sie statt fürs Rauchen für einen gesunden Lebensstil Werbung machen", argumentiert Beck. Eine solche Maßnahme hätte auch mittelfristig Bedeutung: Angesichts des bevorstehenden EU-weiten Verbots von Zigarettenwerbung ließe sich der finanzielle Verlust der davon betroffenen Vereine durch Werbung für Gesundheit abpolstern. (red)