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Vojislav Kostunica bei der Stimmabgabe im Oktober 2002.

Foto: REUTERS/Ivan Milutinovic
Belgrad - Bei der Wiederholung der serbischen Präsidentenwahl am Sonntag treten nur drei Kandidaten an (im September waren es noch elf). Als absoluter Favorit gilt erneut der jugoslawische Präsident und Vorsitzende der Demokratischen Partei Serbiens (DSS), Vojislav Kostunica. Der 58-jährige Jurist hatte im Oktober die Stichwahl gegen den jugoslawischen Vizeministerpräsidenten Miroljub Labus klar gewonnen. Da aber nur 45 Prozent der Wahlberechtigten zum Urnengang schritten, war dieser Erfolg Kostunicas bedeutungslos. Inzwischen ist die strittige Gesetzesbestimmung, wonach sich sowohl am ersten Wahlgang als auch an der Stichwahl mindestens fünfzig Prozent der Wahlberechtigten beteiligen müssen, teilweise abgeändert worden. Sehr wohl gilt aber nach wie vor die 50 Prozent-Hürde für den ersten Wahlgang. Nimmt man die neuesten Umfragen zum Maßstab, könnte Kostunica erneut zum klaren Sieger, aber eben nicht zum Präsidenten erklärt werden. Die Meinungsforschungsagentur "Strategic Marketing" prognostiziert eine Wahlbeteiligung von 46 Prozent. Andere Meinungsforscher gehen von einer noch niedrigeren Beteiligung aus. Hunderttausende "Phantomwähler" Nach einer der nur spärlichen Umfragen kann der amtierende jugoslawische Präsident mit etwa 66 Prozent der Stimmen rechnen. Der größte Konkurrent ist der Vorsitzende der Serbischen Radikalen Partei (SRD), Vojislav Seselj. Der Ultranationalist, der bei der Septemberwahl mit 23 Prozent überraschend viele Stimmen einheimsen konnte, rechnet dieses Mal mit der Unterstützung der Anhänger der ehemaligen Regimeparteien, der Sozialistischen Partei des Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic und der neokommunistischen Jugoslawischen Linken (JUL) von dessen Gattin Mira Markovic. Etwas mehr als 30 Prozent werden Seselj aber nicht bescheinigt. Der dritte Kandidat, der Vorsitzende der Partei der Serbischen Einheit (SSJ), Borislav Pelevic, gilt als absoluter Outsider. Der ehemalige enge Mitarbeiter des vor knapp drei Jahren ermordeten serbischen Mafiabosses und Freischärlerführers Zeljko Raznatovic alias "Arkan" hatte bereits bei der Septemberwahl nur knapp vier Prozent der Stimmen erhalten. Mehr dürften es auch dieses Mal nicht werden. Kostunica und dessen Partei hatten das Scheitern der ersten Wahl auf die "unordentlichen Wählerverzeichnisse" zurückgeführt. In den Verzeichnissen sollen einige hunderttausende "Phantomwähler" aufscheinen. Zudem kritisierte die DSS die Regierung des Ministerpräsidenten Zoran Djindjic, nicht dafür gesorgt zu haben, dass auch die im Ausland lebenden serbischen Staatsbürger ihr Wahlrecht ausüben konnten. Im Ausland darf nur das in diplomatischen Vertretungen tätige Personal an der Wahl teilnehmen. Nach Angaben der serbischen Wahlkommission sind seit Oktober rund 30.000 Namen aus den Verzeichnissen gestrichen worden. Wahlberechtigt sind somit 6.525.660 Menschen. Werbekampagne der OSZE Die OSZE-Mission in Belgrad hatte vergangene Woche eine Werbekampagne gestartet, um die Bürger Serbiens zum Urnengang zu bewegen. Manch ein heimischer Kenner der Verhältnisse ist hingegen der Ansicht, dass diese Kampagne gerade das Gegenteil bewirken könnte. "Serben mögen es nicht, wenn sich Ausländer in ihre Angelegenheiten einmischen", kommentierte etwa die Belgrader Tageszeitung "Danas". Entsprechend der Verfassung müsste der neue Staatschef mindestens 30 Tage vor Ablauf der Amtszeit des aktuellen Präsidenten Milan Milutinovic gewählt werden. Der einst enge Mitarbeiter von Milosevic war am 29. Dezember 1997 gewählt worden und hatte am 5. Jänner 1998 sein Amt übernommen. Die Verfassungsfrist ist also bereits mit dem Wahltermin überschritten. (APA)