ÖGB verlangt sofortigen Privatisierungs-Stopp bei Infrastrukturunternehmen
Redaktion
,
Wien - Heftiger Widerstand gegen einen möglichen Teilverkauf
der Österreichischen Post AG an die Deutsche Post kommt nach den
heftigen Protesten der Postgewerkschaft vom Montag nun auch aus dem
ÖGB. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch warnte am Dienstag vor einem
"hemmungslosen Ausverkauf der Post, den die ÖIAG und (Finanzminister
Karl-Heinz) Grasser planen". Der Gewerkschaftsbund fordert von der
nächsten Regierung den "sofortigen Privatisierungs-Stopp bei
wichtigen Infrastrukturunternehmen".
Eine Post-Privatisierung, meinte Verzetnitsch in einer Aussendung,
gefährde nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Versorgung der
gesamten Bevölkerung mit Basisdienstleistungen. Das Vorhaben diene
lediglich einer "kosmetischen Budgetschönung", sei "verantwortungslos
gegenüber den Beschäftigten" und entbehre außerdem "jeder
kaufmännischen Grundregel". Angesichts der "allgemein schwierigen
Wirtschaftslage und der besonderen Probleme bei der Umstrukturierung
der Post AG" sei derzeit der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.
"Vermögen verschleudert"
Offensichtlich habe man "aus den Fehlern der Vergangenheit" nicht
gelernt. Schon der "missglückte Börsegang" der Telekom Austria in
einem schlechten Börseumfeld habe dazu geführt, dass "Vermögen jedes
einzelnen Österreichers verschleudert" worden sei, kritisierte der
ÖGB-Chef.
Verzetnitsch warnte am Dienstag "vor einer weiteren Zerschlagung
der ÖIAG. Wir brauchen die industriellen Kerne in österreichischer
Hand und daher eine in eine Beteiligungsgesellschaft umgewandelte
ÖIAG." Alles andere "würde einen industriepolitischen Rückschritt
bedeuten", so Verzetnitsch weiter.
"Härteste Maßnahmen"
Die Postgewerkschaft hatte am Montag bereits mit "härtesten
Maßnahmen" gedroht, sollte die geplante Teilprivatisierung
weiterverfolgt werden. Angesicht der 95-prozentigen
Inlandsausrichtung im Geschäft der Post AG bezweifelt die
Gewerkschaft die Notwendigkeit eines strategischen Partners. Der
oberste Postgewerkschafter Gerhard Fritz warf ÖIAG-Vorstand Peter
Michaelis einen "verantwortungslosen Umgang mit österreichischer
Wertschöpfung und österreichischen Arbeitsplätzen" vor. Kommenden
Donnerstag will die Postgewerkschaft im Leitungsausschuss bereits
erste konkrete Maßnahmen beschließen. (APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.