International
Saudiarabien weist Verdacht auf Terror-Finanzierung zurück
Einige Gelder könnten "versehentlich" in falsche Hände gelangt sein
Washington - Nach wachsender US-Kritik wegen möglicher
Terror-Finanzierung durch saudische Wohltätigkeitsorganisationen hat
Saudiarabien eine Verteidigungskampagne gestartet. In einem Bericht,
der am Dienstag direkt in Washington veröffentlicht werden sollte,
listet die Führung in Riad eine Reihe von Maßnahmen auf, die seit den
Terroranschlägen vom 11. September zur besseren Kontrolle der
Wohlfahrtseinrichtungen ergriffen worden seien. Der Bericht wurde von Adel El Jubair, einem außenpolitischen
Berater von Kronprinz Abdullah, in der US-Bundeshauptstadt Washington vorgestellt. Schon im Vorfeld
betonte Jubair, dass bei offiziellen Untersuchungen keine Beweise für
direkte Spenden saudischer Einzelpersonen oder Organisationen an
Terroristen gefunden worden seien. Es sei aber möglich, dass einige
Beiträge indirekt oder "versehentlich" in Terroristen-Hände gelangt
seien.
Nur wenige Spenden ins Ausland
Nach Angaben von Jubair schickt nur ein kleiner Teil der rund 300
saudischen Wohltätigkeitsorganisationen Geld ins Ausland - etwa 300
Millionen Dollar (301 Millionen Euro) von einem Gesamtspendenaufkommen
von drei bis vier Milliarden Dollar jährlich. Dem Bericht zufolge
sind die Wohlfahrtseinrichtungen inzwischen angewiesen worden,
Maßnahmen zur Finanzkontrolle zu ergreifen und regelmäßige
Buchprüfungen durchzuführen.
Außerdem gebe es neue gesetzliche Regulierungen der Organisationen
und strikte neue Vorschriften für Geldüberweisungen ins Ausland. Zur
Aufsicht sei eine neue Regierungsbehörde geschaffen worden. Weiters
wurde darauf hingewiesen, dass mittlerweile 33 Konten im Wert von 5,6
Millionen Dollar wegen möglicher Terror-Verbindungen eingefroren
worden seien.
"Gnadenloses" Vorgehen gegen Terroristen
Saudiarabien versprach weiters ein "gnadenloses" Vorgehen gegen die Terroristen. Riad werde es nicht
erlauben, "dass unser Geld dazu verwendet wird, Menschen zu töten",
sagte Adel El Jubair.
Jeder Dollar, der das Land verlasse, werde darauf hin überprüft, ob
er in die falschen Hände gelange. Zugleich sprach Jubair in bitteren
Worten von "unfairen" Vorwürfen gegen Saudiarabien und "Lügen" und
wies darauf hin, dass das Land in der Vergangenheit immer wieder
selbst Opfer von terroristischen Aktionen geworden sei.
In der Vergangenheit hatten wiederholt Berichte über angebliche
Zuwendungen aus Saudiarabien an Terroristen für Aufsehen gesorgt. So
sollen zum Beispiel der saudische Botschafter in Washington und
dessen Frau über Jahre einer gebürtigen Jordanierin tausende Dollar
gegeben haben, deren Mann Verbindungen zu zwei der Flugzeugentführer
vom 11. September hatte. (APA)