Brüssel - Die Staaten auf dem Balkan müssen nach Auffassung von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi eine Perspektive als künftige EU-Mitglieder erhalten. Bei einem vom Westdeutschen Rundfunk veranstalteten Europa-Forum in Brüssel sagte Prodi am Dienstag, die Errungenschaften der Union würden bei den - nach der Erweiterung - "neuen Nachbarn" der EU Hoffnungen wecken. "Unsere Pflicht ist es, ihren Erwartungen mit einer klaren Antwort zu begegnen", sagte Prodi nach einem schriftlichen Redetext und fügte hinzu: "Zu allererst denke ich, dass wir den Balkanländern einen Beitritt in Aussicht stellen müssen." Die Europäische Union unterstützt die fünf Balkanstaaten Albanien, Bosnien-Herzegowina, Jugoslawien, Kroatien und Mazedonien mit eigens für die Region entwickelten Programmen. Bisher haben aber nur Mazedonien und Kroatien ein so genanntes Stabilisierung- und Assoziierungsabkommen erhalten, das die Kooperation auf eine engere Basis stellt und die Staaten näher an die EU heranführen soll. Ohne jede zeitliche Festlegung können diese Abkommen auch den Weg zu einer EU-Mitgliedschaft ebnen. Prodi wandte sich gegen eine neue Mauer in Europa, "die die reichen von den armen Ländern trennt". Allerdings könnten nicht alle Länder in die EU aufgenommen werden. Die EU müsse ihr inneres Gleichgewicht und ihre Handlungsfähigkeit bewahren. Das Konzept der Zugehörigkeit sollte aber breit ausgelegt werden. "Mit unseren Nachbarn müssen wir eine Kooperation aufbauen, die so weit gehen kann, dass wir alles bis auf die Institutionen teilen", schlug Prodi vor. (APA/dpa)