Teheran - Vor einem iranischen Gericht ist der Prozess gegen drei Meinungsforscher eröffnet worden, die eine Umfrage veröffentlicht hatten, derzufolge die Mehrheit der IranerInnen eine Normalisierung der Beziehungen zu Washington befürworten. Das Tribunal in Teheran unter der Leitung des umstrittenen Richters Said Mortasawi verlas am Dienstag in Teheran die 400 Seiten starke Anklageschrift gegen den ersten Angeklagten. Ihm werden "Kontakte mit ausländischen Elementen" und der Verkauf von "Geheiminformationen" ans Ausland zur Last gelegt. Der ranghohe Mitarbeiter des Meinungsforschungsinstituts Ajandeh (Zukunft), Hossein Gasian, habe die Umfrage für das US-Institut Gallup gemacht, das seinerseits mit dem US-Geheimdienst CIA in Verbindung stehe. In der Befragung hatten sich 72 Prozent der IranerInnen für die Wiederaufnahme des Dialogs mit den USA ausgesprochen. Gasian habe unter anderen Informationen über "die Meinung der Iraner", die Kandidaten für die Präsidentschaftswahl, das Atomkraftwerk Buschehr und "das landesweite Handy-Netz" verraten, hieß es in der Anklageschrift weiter. Die Vorwurf der Spionage wurde dagegen fallen gelassen. Mit ihm sind der Institutsleiter Abbas Abdi und ein weiterer Mitarbeiter angeklagt. Abdi gilt als Reformer. Seine Verhaftung wird in Iran als Druckmittel der konservativen Justizbehörden gegen die Reform-Regierung von Präsident Mohammed Chatami gewertet. Chatami will sich per Gesetz ein Veto-Recht bei Justizangelegenheiten einräumen. (APA)