Wien - Die Österreicher sind weit unzufriedener mit ihren
Einkommen als noch vor einem halben Jahr. Das ergibt der am Dienstag
von der Arbeiterkammer Oberösterreich und den Umfrage-Instituten Sora
und IFES präsentierte jüngste Arbeitsklima-Index. Waren im Frühjahr
noch 64 Prozent der Arbeitnehmer mit ihrem Gehalt sehr oder eher
zufrieden, sind dies nun nur mehr knapp 60 Prozent.
Das Phänomen der "Working Poor" setzt sich fort - vor allem Frauen
sind betroffen. Derzeit hat jede fünfte erwerbstätige Frau mit
Pflichtschulbildung kein existenzsicherndes Einkommen. Insgesamt wird
die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern immer größer. Die
positive Nachricht: Belastungen wie Zeit- oder Innovationsstress bzw.
körperliche Belastungen gehen leicht zurück.
Starke Rückgänge der subjektiven Einkommenszufriedenheit gibt es
quer durch alle Branchen und Bildungsschichten. Derzeit können 52
Prozent der Angestellten sehr gut oder vollkommen von ihrem Einkommen
leben, im Frühjahr waren es noch 59 Prozent. Nur mehr 39 Prozent der
Arbeiter kommen sehr gut oder vollkommen aus - gegenüber 43 Prozent
im Frühling. Im öffentlichen Dienst sank der Wert von 65 auf 59
Prozent.
Das subjektiv als zu gering empfundene Einkommen führt zu einer
gedämpften Lebensfreude. So sind derzeit mit 43 Prozent um sieben
Prozent der österreichischen Beschäftigten weniger mit ihrem Leben
zufrieden als noch vor einem halben Jahr. In der Arbeiterschaft gaben
überhaupt nur 34 Prozent ihrem Leben eine sehr gute Note (minus elf
Prozent seit dem Frühjahr). Bei den Angestellten ging der Anteil um
sieben auf 47 Prozent zurück. Bei den öffentlich Bediensteten waren
vor einem halben Jahr noch 60 Prozent mit ihrem Leben sehr zufrieden,
jetzt ist es nur mehr die Hälfte.
Sind Frauen mit geringer Qualifikation in immer stärkerem Ausmaß
von Armut trotz Arbeit betroffen, ist die Lage der Männer mit
ähnlichem Bildungshintergrund zwar auch höchst bedenklich, der Trend
gehe aber zumindest bergab, so der Schluss der Umfrage-Institute. Der
Anteil jener Männer mit Pflichtschulabschluss, die vom verdienten
Geld nicht leben können, ist von elf auf sieben Prozent
zurückgegangen.
Insgesamt kommen Frauen mit ihrem Einkommen schlechter aus als
ihre männlichen Kollegen. Während 53 Prozent der Männer (Frühjahr:
59) angeben, von ihrem Einkommen gut leben zu können, sind es bei den
Frauen nur 43 Prozent (Frühjahr: 46 Prozent). Zu wenig zum Leben
verdienen vier Prozent der Männer (Frühjahr: sechs Prozent). Bei den
Frauen ist dieser Anteil von zwölf auf 14 Prozent gestiegen.
Wo schon das Einkommen nicht reiche, sei an existenzsichernde
Altersvorsorge gar nicht zu denken, so die Meinungsforscher. Derzeit
sei sich jede dritte Frau, die nur über einen Pflichtschulabschluss
verfüge, bewusst, dass ihre Pension nicht zum Leben reichen werde.
Die Hälfte gibt an, dass sie gerade knapp durchkommen werde. Bei den
Männern mit vergleichbarer Bildung meinten 18 Prozent, dass ihre
Existenzsicherung im Alter nicht gegeben sei.
Pessimismus ist auch hinsichtlich der Wirtschaftslage angesagt.
Derzeit sind nur sechs Prozent der Beschäftigten sehr optimistisch,
was Österreichs wirtschaftliche Zukunft betrifft. Eher optimistisch
sind 66 Prozent, eher pessimistisch mehr als ein Viertel und sehr
pessimistisch zwei Prozent. Insgesamt ist damit der Optimismus für
Österreich zwischen Frühjahr 2002 und jetzt von 77 auf 72 Prozent
zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist allerdings die Zuversicht
hinsichtlich des eigenen Betriebs von 77 auf 80 Prozent gestiegen. (APA/red)