Wien - Um der Umwelt seine politische Gesinnung deutlich vor Augen zu führen, ließ sich Manuel S. (22) den SS-Leitspruch "Meine Ehre heißt Treue" eintätowieren. Der Schriftzug zieht sich über den ganzen Rücken des jungen Mannes, darunter ist ein Reichsadler zu sehen. "Nur das Hakenkreuz fehlt", bemerkte dazu Staatsanwalt Karl Schober heute, Mittwoch, im Wiener Landesgericht, wo sich der junge Mann wegen Wiederbetätigung in Sinne des Verbotsgesetzes vor einem Schwurgericht verantworten musste. Er wurde rechtskräftig zu einem Jahr bedingt verurteilt. "Zu dem Zeitpunkt habe ich daran nichts Schlimmes gesehen, weil ich finde, Ehre und Treue ist ein wichtiger Aspekt für die Gesellschaft. Es hat sicher Sympathien gegeben", meinte der AHS-Abbrecher über seine Tätowierung. Heute könne er das nicht mehr nachvollziehen: "Ich war damals 19 Jahre alt." Seine Jugend hatte Manuel S. in der Skinhead-Szene verbracht, wo er als "der Rechteste" galt und seine Freunde mit langatmigen politischen Erklärungen nervte. Die wollten sich nach Darstellung der Anklage nämlich lieber und hauptsächlich "mit Alkohol betäuben". Inzwischen sei ein "langsamer Gesinnungswandel" eingetreten, seit einem halben Jahr wolle er nichts mehr von Skinheads wissen, machte Manuel S. geltend. Grundsätzlich habe er "rein gar nichts" gegen Ausländer: "Ich arbeite mit drei Polen zusammen." Von seiner markanten Tätowierung hat sich der nunmehr in der Firma seines Vaters als Arbeiter Beschäftigte bisher aber nicht getrennt: "Das Wegmachen kostet einen Haufen Geld." Auf den Einwand von Richter Walter Stockhammer, ihm drohe das nächste Verfahren, sollte er sich in einem Freibad zeigen, antwortete der Angeklagte lapidar: "Ich gehe in kein Freibad mehr." Manuel S. war schon im Jahr 2000 aufgefallen, als er in Wiener Neustadt in NS-Aufmachung durch die Fußgängerzone marschierte und Passanten mit dem Deutschen Gruß bedachte. Daheim hängte er sich Hakenkreuz-Fahnen und andere, angeblich auf Flohmärkten beschaffte NS-Devotionalien an die Wand, posierte davor mit nackten Oberkörper und ließ sich fotografieren. Seinen kleinen Bruder, der die Hand zum Hitlergruß erheben musste, lichtete er selbst ab. Die ganze Sache flog auf, weil das Fotolabor, in dem Manuel S. die Bilder entwickeln ließ, Anzeige erstattete. Nach erfolgter Hausdurchsuchung und im Wissen, wegen NS-Wiederbetätigung verfolgt zu werden, gestaltete der junge Mann eine Homepage, auf der er laut Staatsanwalt für seine "krausen politischen Ansichten" warb. Die Seite enthielt auch einen Link zur Homepage des US-Neonazi Gary Lauck, der sich unverhohlen "Führer der NSDAP-Außenorganisation" nennt. (APA)