Unternehmen
Schwerter zu Pflugscharen
Steyr-Panzer fertigt in Nigera Traktoren - In Polen winkt Milliarden-Rüstungsauftrag
Warschau/Wien - Die Panzerschmiede Steyr Spezialfahrzeuge
(SSF) hat sich entschlossen, künftig nicht nur Schwerter, sondern
auch Pflugscharen herzustellen. Das Unternehmen hat von der
nigerianischen Regierung ein früher zum SDP-Konzern gehörendes Werk
in Bauchi 300 Kilometer nordöstlich von Abuja (zurück)erworben, wo
man künftig polnische Ursus-Trakoren assemblieren wird. Hintergrund
dürfte die bevorstehende Vergabe eines rund 1 Mrd. Euro schweren
Radpanzerauftrags für die polnische Armee sein - was von SSF freilich
bestritten wird. SSF gilt als der größte österreichische
Waffenexporteur. "Wir beginnen mit 1.000 Traktoren, die wir in Nigeria
finalisieren", sagte
SSF-Vorstandschef Hans-Michael Malzacher am Dienstag in Warschau. Malzacher nahm an einer von Wirtschaftskammerpräsident
Christoph Leitl angeführten Wirtschaftsmission in der polnischen
Hauptstadt teil, die auch von dem für Staatsbetriebe zuständigen
Minister Wieslaw Kaczmarek empfangen wurde. Kaczmarek ist auch für
das darniederliegende Ursus-Werk ressortzuständig, das einst die
gesamte Ostblock-Landwirtschaft mit Traktoren versorgte. Nach dem
Zusammenbruch des Comecon gelang es dem Traditionsbetrieb nicht, sich
dem Markt anzupassen, Ursus beschäftigte zuletzt ein Zehntel der
ehemals 12.000 Mitarbeiter.
"Durch Steyr ist es uns gelungen, was bisher unmöglich schien - die Produktion bei Ursus konnte wieder aufgenommen werden", lobte Kaczmarek vor Journalisten die "solide Zusammenarbeit von Österreich
und Polen". Die bevorstehende Vergabe eines großen Rüstungsauftrags
möglicherweise an die SSF sei aber wieder eine "ganz andere Frage",
für die Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium zuständig seien.
Rüstungsauftrag in heißer Phase
Der riesige Rüstungsauftrag, der sich seit acht Jahren hinzieht,
ist mittlerweile definitiv in die heiße Phase gekommen. Am 11.
November 2002 wurden die letzten Angebote gelegt. Neben dem Pandur II
sind auch ein Schweizer und ein finnisches Produkt ins Rennen
gegangen. Das Beschaffungsvolumen beträgt nach offiziellen polnischen
Angaben 1.000 Schützenpanzer um rund 1 Mrd. Euro. 2004 sollen die
ersten Fahrzeuge endlich anrollen.
"Wir sehen diese beiden Dinge strikt getrennt", unterstreicht auch
Malzacher, der auch im Vorstand der österreichisch-polnischen
Gesellschaft sitzt. Er kenne Nigeria von seiner langjährigen
Tätigkeit im SDP-Konzern und sehe die Traktorenfertigung als
Möglichkeit, zur Entwicklung des Landes beizutragen. Einen
Zeitungsbericht, wonach sich die SSF mit 25 Prozent an Ursus
beteiligen wolle, bezeichnet Malzacher als "Missverständnis". (APA)