Wien - "München hatte in Sachen Biotechnologie einen Anfangsvorteil - aber das hat Wien schon längst aufgeholt", ist Gerhard Mayr, Executive Vize President des Pharmariesen Eli Lilly überzeugt. "International wird vor allem das Entwicklungspotenzial Wiens besser eingeschätzt", meint auch Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder; "vor allem wegen der Kombination von großen Unternehmen wie Eli Lilly mit Klein- und Mittelbetrieben - und der Verbindung zu universitärer Forschung". Aber auch im Hinblick auf die EU-Erweiterung werde Wien vor allem in diesem Bereich großes Potenzial zugesprochen.Und gerade zu letztem Punkt werden mithilfe der Kommune und Eli Lilly derzeit neue Standards gesetzt - im wahrsten Sinne des Wortes. Und zwar im Bereich der Ausbildung für klinische Forschung. Denn die von Wien und dem Pharmaunternehmen hauptgesponserte Vienna School of Clinical Research (VSCR) ist gerade dabei, ein europaweites Ausbildungskonzept für Klinische Forschung zu entwickeln. Das grenzüberschreitende Projekt wird seitens des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds aber auch von der EU unterstützt. Das Ziel: Gemeinsam mit den westslowakischen Universitäten Bratislava und Trnova ein internationales Ausbildungskonzept für Klinische Forscherinnen und Forscher zu entwickeln. Denn ein solches gibt es derzeit im Europaraum noch nicht, wie Heinrich Klech, Direktor der VSCR betonte. Und mit dieser gemeinsamen Ausbildung werden dann auch in der Folge weitere grenzüberschreitende Kooperationen einfacher. "Allein im Wiener AKH werden derzeit 205 klinische Prüfungen durchgeführt - und jährlich kommen 150 dazu", weiß Rieder. "Daher brauchen wir für weitere Entwicklungen eine Erweiterung und ein Netzwerk." Ein weiterer Baustein zum Ziel, "Wien und die Vienna Region zu einem kontinentaleuropäischen Zentrum de Biotechnologie auszubauen", wie es Bürgermeister Michael Häupl formuliert. Seit fünf Jahren werde daher schon in diesen Sektor forciert investiert, "bis 2005 wird die Förderung für den Ausbau der Forschungsinfrastruktur in Summe 140 Milliarden Euro ausmachen". Häupl fordert aber auch "eine Strukturverbesserung von der neuen Bundesregierung - egal, wie sie zusammengesetzt wird. Das Aufenthalts- und Arbeitsrecht muss der internationalen Rolle Wiens angepasst werden." (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12. 2002)