Gestalter Achille Castiglioni, Miterfinder des
"Italienischen Stils", starb 84-jährig in Mailand
Redaktion
,
Fast 60 Jahre lang entwarf er Objekte,
die heute noch in Museen, Büros und
Wohnungen in aller Welt zu finden sind.
Ein schaukelnder Fahrradsitz,
ein ziemlich umgemodelter
Traktorensessel, vom Plafond
herabbaumelnde Fernsehgeräte. Die Besucher der Ausstellung "Forme e colori nella
casa di oggi" staunten nicht
schlecht, als sie im Jahre 1957
durch die surreal anmutende
Schau der Brüder Achille und
Pier Giacomo Castiglioni in
Como spazierten. Viel verrieten diese "Readymade"-Designs über die Idee der Gestaltung aus dem Hause Castiglioni, in dem neben Achille und
Pier Giacomo auch Bruder Livio emsig am Werken war.
Letzterer - Ältester der Castiglioni-Designer - starb 1979,
Pier Giacomo 1968 und
Achille, der jüngste der drei,
vergangenen Montag.
Seine Arbeitsweise basierte
darauf, dass ein Einrichtungsszenario weit weniger von gestalterischer Harmonie und
Stil abhängt denn vom einzelnen Objekt selbst. Und daraus
schuf Castiglioni einen ganzen Kosmos. Von Ausstellungsdesign über Besteck,
Möbel, Leuchten, Radios bis
hin zu Uhren hat der Absolvent eines Architekturstudiums am Politecnico di Milano
(an dem er später selbst lehrte)
so ziemlich alles in Form gebracht, was den Menschen im
Alltag begleitet. Die beeindruckende Liste seiner Auftraggeber reicht von Alessi bis Zanotta, dazwischen finden sich
Namen wie Flos, Olivetti, Artemide und zahlreiche mehr.
Trotz seiner Verbundenheit
mit einer rationalen Arbeitweise witzelte Castiglioni
immer wieder über allzu ernsten Funktionalismus. Der Designer tat dies mit seinem
Traktorensessel "Mezzadro",
seiner wurmartigen Leuchte
"Boalum", dem kleinen Tisch
"Cumano" und vielen Objekten mehr. Castiglioni, der seine Arbeit im Designstudio
seiner älteren Brüder an der
Mailänder Piazza Castello im
Jahre 1944 aufnahm, wurde
mit sieben Compassi d'Oro
und vielen anderen Designpreisen überhäuft.
Castiglioni liebte es, mit Gegenständen zu spielen, an ihnen herumzutüfteln. Darin
sah er die wahre Leistung des
Designers, oder wie er es ausdrückte: "Design hat es schon
immer gegeben. Die Idee für
die Erneuerung eines Gegenstandes findet man bei seiner
Betrachtung." (DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2002)
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