Berlin - Die Umstände dieses Selbstmords in Berlin sind bizarr: Die 24-jährige Künstlerin Janine F. kündigte vergangene Woche im bekannten Berliner Künstlerhaus "Tacheles" an, sich das Leben zu nehmen.Mitglieder der Künstlergruppe "Manufaktur" nahmen ihre Erklärung auf Video auf. Einer der Teilnehmer wollte die Frau, die Skulpturen schuf, offenbar beruhigen. Laut Polizeiprotokoll tranken die beiden einen Jägermeister und schliefen miteinander. Abschiedsbrief Dann brachte er die junge Frau in ihre Wohnung. Von dort kehrte sie offenbar zurück zum Kulturzentrum, ging in den fünften Stock und sprang in den Tod. In ihrer zurückgelassenen Tasche wurde ein Abschiedsbrief gefunden. Leiche wurde von den Touristen fotografiert Stunden später wurde sie von Touristen und einer Schülergruppe auf dem Hof gefunden. Die mit Blut überströmte Leiche wurde von den Touristen fotografiert. Der Lehrerin der ausländischen Schulklasse erklärte ein Paar, dies sei "eine Performance oder eine Installation", vermerkt das Polizeiprotokoll. Erst ein zwölfjähriger Schüler habe erkannt, dass es sich um eine "echte Leiche" handle. Öffentlichkeit wurde erst spät informiert Zu den weiteren Merkwürdigkeiten dieses Falls gehört, dass die Polizei die Öffentlichkeit nicht informiert hat, sondern am Mittwoch der Berliner Tagesspiegel erstmals über den bizarren Vorfall berichtete. Laut der Zeitung wurden auch die Eltern von der Polizei nicht über die Details des Freitods in Kenntnis gesetzt. Da es keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden gibt, wird nicht weiter ermittelt - weder gegen die Künstergruppe, deren Video beschlagnahmt wurde, noch gegen den Mann, der zuletzt mit der Frau zusammen war. (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, DER STANDARD Printausgabe 6.12.2002)