Berlin/Paris - Auch wenn der deutsch-französische Motor im EU-Konvent warmläuft und schon gemeinsame Papiere zur künftigen EU-Innen-und Verteidigungspolitik vorangetrieben hat: In der Machtfrage sind sich Berlin und Paris noch uneins. Einen EU-Ratspräsidenten wünscht sich Jacques Chirac. Gerhard Schröder hatte zwar in einem unbedachten Moment gesagt, auch er sei für einen Ratspräsidenten, wenn zugleich der EU-Kommissionspräsident gestärkt wird. Doch sein Außenminister Joschka Fischer, der selbst Konventsmitglied ist, machte später wiederholt deutlich, dass dies nicht die offizielle Position Berlins sei, das eher allein auf eine starke Kommission setzt.Die "Lobbygruppe" kleinerer Staaten, zu der auch Österreich und die kommende griechische Ratspräsidentschaft gehören, versucht derzeit, Deutschland auf ihre Seite zu ziehen, um die Stellung der Kommission zu sichern. Sie befürchten, dass Berlin im Vorfeld des 40. Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft im Jänner auf die Paris-Linie einschwenken könnte. Ein gemeinsames Papier haben Schröder und Chirac jedenfalls geplant. (jwo/DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2002)