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Die Demonstranten, die vor der dänischen Botschaft in Moskau für Achmed Sakajews Freilassung demonstrierten, müssen nun zur britischen Botschaft weiterziehen

Foto: Reuters/Korotayev

Moskau - Der von Russland mit internationalem Haftbefehl gesuchte tschetschenische Spitzenpolitiker Ahmed Sakajew hat am Freitag in Großbritannien Antrag auf politisches Asyl gestellt. Nach Angaben seines engen Vertrauten Alexander Goldfarb kam Sakajew am Morgen aus Dänemark auf dem Londoner Flughafen an, wo er kurz festgehalten wurde. Nach Zahlung einer Kaution durch die britische Schauspielerin Vanessa Redgrave kam er wieder frei. Laut Goldfarb wird ein Londoner Gericht gleichzeitig über das Asylgesuch und ein russisches Auslieferungsbegehren entscheiden. Sakajews Pass wurde eingezogen.

Die dänische Justiz hatte am Dienstag das Auslieferungsgesuch Russlands abgelehnt und Sakajew auf freien Fuß gesetzt. Zur Begründung hieß es, die russischen Strafverfolgungsbehörden hätten ihre Anschuldigungen gegen den Vertrauten des von Moskau nicht anerkannten tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow nur "unzureichend" und "ungenau" belegt. Die Entscheidung hatte den Riss in den russisch-dänischen Beziehungen weiter vertieft. Russland verdächtigt den 43-jährigen Politiker unter anderem, einer der Drahtzieher der Geiselnahme in einem Moskauer Theater im vergangenen Monat zu sein.

Russland kritisiert Freilassung

Russland hat Großbritannien wegen der Freilassung des Tschetschenen-Sprechers Ahmed Sakajew gegen Kaution mit deutlichen Worten kritisiert. "Die Weltgemeinschaft macht die Zugehörigkeit eines Staates zur Anti-Terror-Koalition davon abhängig, wie der Staat mit Terroristen umgeht", sagte Außenminister Igor Iwanow am Freitag in Portugal. Sakajew stehe auf einer Stufe mit dem Terroristen Osama bin Laden, den man auch nicht einfach laufen lassen würde, betonte Iwanow nach Angaben russischer Agenturen auf einem Treffen der Außenminister der OSZE-Staaten in Porto.

Nach Einschätzung westlicher Beobachter steht Sakajew für den gemäßigten Flügel des Widerstandes in Tschetschenien, von dem noch am ehesten ein Einlenken in dem seit drei Jahren dauernden Krieg erwartet wird. Seit 2001 versucht er als "Sondergesandter" des im tschetschenischen Untergrund lebenden Präsidenten Aslan Maschadow Kontakte ins Ausland zu knüpfen. Sakajew wohnt mit seiner Familie in Großbritannien.

Kurz nach Ausbruch des zweiten Tschetschenien-Krieges im Herbst 1999 war Sakajew verletzt ins Ausland geflohen. Im Herbst 2001, als die Russen ihn schon mit internationalem Haftbefehl suchten, erhielt er dennoch freies Geleit für ein Treffen mit dem ranghohen Kreml- Vertreter und Ex-General Viktor Kasanzew in Moskau.(APA)