London - Eine Hormonersatztherapie kann vor Alzheimer schützen. Wie das "British Medical Journal" berichtet, ist bei Frauen, die sich mehr als zehn Jahre lang einer solchen Behandlung unterziehen, das Alzheimer-Risiko um fast das Dreifache niedriger als bei Frauen, die keine Hormone einnehmen. Je länger die Hormone geschluckt werden, desto höher scheint die Schutzwirkung zu sein.

Der Grund für dieses Phänomen ist bisher nicht bekannt. Forscher vermuten jedoch, dass die Einnahme von Östrogen schon einen Schutz vor Alzheimer bietet, lange bevor die Demenz beginnt. Vermutlich ist dieser Vorteil der Therapie während der Menopause am größten, wenn die Östrogen-Produktion des Körpers stark nachlässt.

Forschungen in Wien

In Wien haben Wissenschafter indessen erstmals die "Altersvergesslichkeit" per Bild aus dem Gehirn sichtbar gemacht. Eine Hormonersatztherapie bringe eine objektiv feststellbare Besserung dieses Befunds. Dies wurde am Donnerstag beim Menopause-Kongress in Wien präsentiert.

Mittels der Methode "Loreta" lässt sich ein dreidimensionales Bild der elektrischen Aktivitäten im Gehirn (EEG) erstellen, erklärte der Wiener Psychiatrie-Forscher Bernd Saletu (AKH). Der Wissenschafter und sein Team haben damit zunächst einmal den Effekt der Alterung objektiv dokumentieren können.

Der Wissenschafter: "Wir haben eine riesige Studie mit 172 Patienten gemacht. Bis zum Alter von 50 Jahren bleibt die Leistung des Gehirns stabil. Doch ab 50 nimmt die Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen pro Jahr um zwei Millisekunden ab."

Elektrische Aktivität dargestellt

Was noch hinzu kommt: Auch die für die Informationsverarbeitung bereitgestellten Ressourcen des Gehirns reduzieren sich mit zunehmenden "Jahresringen". Das führt zu einer verringerten elektrischen Aktivität und lässt sich mit "Loreta" dreidimensional darstellen, das heißt in bestimmten Gehirnregionen dokumentieren.

Eindeutig zeigen konnten Saletu und seine Mitarbeiter, dass bei Menschen, die an zunehmender Gedächtnisschwäche in Folge des Alterungsprozesses leiden (das ist keine Demenz, Anm.), eben diese beiden Parameter im Vergleich zu nicht Betroffenen ins Negative abweichen. Die Frage war nun, ob eine Hormonersatztherapie bei Frauen nach dem Wechsel eine Verbesserung bringen könnte.

Saletu: "Wir haben nach drei Zyklen reiner Östrogen-Therapie, also im vierten Zyklus, die Untersuchungen wiederholt." Ein Teil der Probandinnen hatte das echte Medikament, ein Teil nur ein Scheinmedikment erhalten.

Schnellere Informationsverarbeitung

Der Psychiater über die die Konsequenz: "Es wurde eine Verkürzung der Latenzzeit bemerkt. Das war statistisch signifikant." Bei Frauen, welche Östrogen erhalten hatten, funktionierte die Informationsverarbeitung des Gehirns wieder schneller, während sie bei den Frauen, welche nur das Scheinmedikament bekommen hatten, weiter gesunken war.

Der beste Effekt aber wurde mit einer Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie nachgewiesen. Da verbesserte sich laut Saletu auch die "Amplitude", also das Ausmaß der Gehirnfunktion.

Über Nutzen und Schaden der Hormonersatztherapie für Frauen in der Menopause wird indessen weiter diskutiert. (APA/AP)